Im April haben wir bereits über die Demo und den anschließenden Zug durchs Hasenbergl berichtet, mit dem Aktivisten gegen den geplanten Tunnel durch das Hasenbergl mobil machten. Nun haben die Initiatoren einen offenen Brief an die Stadt München verfasst, den wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Und die Kampagne schreitet voran. Es sind weitere Treffen und Aktionen geplant. So wird es am 31. Mai um 18.30 eine Fahrraddemo geben, die vom Kulturzentrum Hasenbergl zum FIZ fährt und am 1. Juni wird eine Kundgebung vor dem Rathaus um 8.45 stattfinden. Außerdem wird es im Mai und Juni jeden Montag ein Treffen für Anwohnern geben mit Treffpunkt 17 am Edeka-Bäcker an der Blodigstr.
Liebe Münchner, sehr geehrte Stadtratsfraktionen,
Abgase, Lärm, Stress, Stau – der Autoverkehr belastet unsere Stadt übermäßig und verbraucht wertvolle Flächen. Die Klimakrise entzieht bereits jetzt Menschen ihre Lebensgrundlagen wie etwa an der Rekordhitze in Indien zu sehen ist. Angeheizt wird diese durch den Verkehrssektor, der in Deutschland etwa 20 % der CO2-Emissionen ausmacht. Um die Klimakrise ernsthaft einzudämmen, muss die Autoinfrastruktur drastisch zurückgebaut werden. Doch im Hasenbergl zeigt sich derzeit, dass dies nicht im Interesse der Autokonzerne liegt: So setzt BMW den Stadtrat unter Druck, mitten durch die Parks des Viertels einen Autobahnzubringer von der Schleißheimerstr. an die A99 zu bauen. Anstatt also die dringend angezeigte Mobilitätswende mit sozial gerechtem ÖPNV und Radinfrastruktur voranzutreiben, sollen Frischluftschneisen und Naherholungsorte einer weiteren Großstraße mit entsprechenden Umweltkonsequenzen weichen.
Entgegen absurden Behauptungen, eine neue Straße wäre wegen weniger Stau klimafreundlich, zeigt der Verkehrsentwicklungsplan Oberschleißheim, dass sich der Verkehr an der nördlichen Schleißheimerstr. durch den geplanten BMW-Autobahnanschluss sogar mehr als verdoppeln würde. Laut Machbarkeitsstudie 2012 ist ein Tunnel durch das Hasenbergl verkehrstechnisch nicht sinnvoll. Bei der Baustelle für den Autobahnzubringer durch das Hasenbergl entstehen vielmehr weitere ökologische Schäden: Teile des naheliegenden Waldes müssten gerodet werden, immense Mengen an Ressourcen wie etwa Beton und Kies würden verschwendet und sowohl Bau als auch Betrieb würden enorme Mengen an CO2 emittieren.
Etwa 710 klimaneutralisierende Bäume würden zerstört und auch die einzigartige, als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesene „Saatkrähenkolonie“ wäre betroffen. Im Englischen Garten wurde der Tunnelbau aufgrund der Baumzerstörung gestoppt – der gleiche Maßstab muss für das Hasenbergl gelten.
Die Anwohner im Hasenbergl berichten davon, dass sie immer wieder als „sozialer Brennpunkt“ abgestempelt und übergangen werden. Auch hat die Bürgerversammlung schon 2012 eine Anbindung der Schleißheimer Str. an die A99 abgelehnt. Eine jahrelange Baustelle mitten durch ihr Viertel würde für viele den Verlust von Orten der Begegnung und Erholung bedeuten. Gerade durch die enge Wohnsituation ohne Privatgärten sind die Parks, Spiel- und Sportplätze besonders wichtig. Durch die Baustelle wären zudem soziale Einrichtungen wie Kindergärten und Pflegeheime, neu gebaute Brücken oder auch die Fahrradroute Feldmoching-Oberschleißheim betroffen. Da das Hasenbergl eine niedrige Kfz/Haushalt-Quote aufweist, nützt den Anwohnern die Straße herzlich wenig – im Gegenteil: Die Abgase im Viertel steigen, die Verkehrssicherheit sinkt. Der einzige Profiteur ist BMW: Der Konzern kann auf neuen Straßen noch mehr seiner Produkte rollen lassen und seinen Güterverkehr in die Liegenschaften abwickeln.
Die Grünen sprachen zuletzt von Kosten in der Höhe von 1,2 Mrd. Euro für die Steuerzahler, während Oberbürgermeister Reiter absurderweise meint, BMW hätte durch Steuerabgaben bereits für die BMW-Straße bezahlt. Steuern sind kein Freifahrtschein dafür, die Umwelt zu zerstören. BMWs Drohung, 6.000 Arbeitsplätze nicht zu verwirklichen, wirkt wie ein Versuch, die Klimabewegung und Beschäftigte zu spalten und davon abzulenken, dass die Eigentümer der Autokonzerne nicht an einer klimafreundlichen und sozial gerechten Konversion der Industrie interessiert sind.
Es gibt bereits viele Konzepte für klimagerechte Mobilität: Ein Großteil der Autoinfrastruktur kann schnell in sichere Fußwege, Fahrradstraßen und Radstellplätze umgewidmet werden. Durch den Ausbau eines kostenlosen, barrierefreien ÖPNV wird nachhaltige Mobilität für alle zugänglich. Moderne Logistik kann über Schienen gelöst werden. Wir stehen für ein Aus der BMW-Autobahn im Münchner Norden. Egal ob durch das Hasenbergl oder durch den Wald – wer mehr Straßen säht, erntet mehr Verkehr! Wir stehen für eine klimagerechte, sozial gerechte Mobilität, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und nicht an der Profitmaximierung der Konzerne auf Kosten des Gemeinwohls. Da einige Stadtratspolitiker bereits Zustimmung zur BMW-Autobahn geäußert haben, möchten wir hiermit unsere Mitmenschen zum gemeinsamen Protest mit den Anwohnern des Hasenbergls auffordern. Gemeinsam zeigen wir, wem die Stadt gehören muss!
Ihr seid eine politische Organisation, ein Verein, Verband, eine Bürgerinneninitiative oder dergleichen und wollt den Aufruf unterschreiben?
Dann schickt uns eine Email unter keinebmwautobahn@riseup.net
Der, der mit der Wut kämpft meint
Sorry, aber ich muss meinem Ärger jetzt einfach mal Luft machen:
Seit Geburt im Hasenbergl lebend und als Jahrzehnte langer Wähler, von sozialdemokratischen Werten überzeugter Bürger bin ich ob der maßgeblichen politischen Verantwortung und Vorantreiberei der SPD zum geplanten BMW-Tunnel dermaßen zutiefst enttäuscht und hochgradig verärgert!! Die Worte, die mir für dieses Tunnelprojekt und das politische Engagement der SPD auf der Zunge liegen, möchte ich hier schriftlich gar nicht zum Ausdruck bringen!!!
Dass die Münchener SPD diese unsägliche anwohnerfeindliche und für den Münchener Norden fast schon als respektlos zu bezeichnende Baumaßnahme gegen die Bedenken, Wünsche und Ängste der alteingesessenen Bewohner des Hasenbergls mit dazugehörigem Frauenholz weiterhin politisch unterstützt und regelrecht durchdrücken möchte, schlägt dem Fass den Boden aus!!!!!
Der Münchener Norden ist nicht erst seit seiner Entstehung des Hasenbergls sozial stark belastet. Historisch traf dies schon vor und während des zweiten Weltkriegs (Dorf der Mißplaced People) auf unseren Stadtteil zu.
Das damals in den 60er Jahren als vorbildliche Siedlung konzipierte Hasenbergl soll nun unter anderem seinen über Jahrzehnte hochgepriesenen höchsten Naherholungswert der Landeshauptstadt München, seines unverwechselbaren Charakters und seinen naturnahen Vorzügen beraubt werden, oder wie? Genügen die seit Jahren immer drängendere Wohnraumverdichtung nicht? Müssen wir hier jetzt sprichwörtlich noch den letzten Sargnagel ins Holz gedrückt bekommen?
Von der SPD wohnt ja offensichtlich niemand im Bereich Aschenbrennerstraße, Stösserstraße, Wintersteinstraße, Fortnerstraße usw.. Wahrscheinlich gehört auch niemand in Ihren Entscheidungsebenen zu den Bevölkerungsgruppen und sozialen Schichten, die vorzugsweise im nördlichen Bereich der Aschenbrennerstraße leben: Sinti, Roma, ehemalige Flüchtlinge, Senioren/AWO-Dorf, Menschen an der Armutsgrenze, Menschen überwiegend mit Migrationshintergrund?
Aber ich will der SPD nicht unrecht tun. Vielleicht ist den Parteimitglieder*innen, die zufällig auch aus dem Hasenbergl stammen, dort leben oder demnächst ganz schnell versuchen werden, dort wegzuziehen, die Tragweite dieses beknackten Projekts nicht ganz bewusst.
Nur so lässt sich für mich die Ignoranz der SPD erklären, sich ohne mit der Wimper zu zucken, über bisher alle geäußerten und vorgelegten Bedenken und schädlichen Folgen für die sozialen und natürlichen Ressourcen und Bedarfe der dort lebenden Menschen so ungeniert zu erheben. Und das nur, damit die Gewerbesteuereinnahmen weiterhin fließen. Wieviel geschätzt, 1,9 Millionen? Ob sich der politische Schaden dafür lohnt? Na, ich weiß nicht.
Ich schlage deshalb eine bis mehrere alternativen Routen für dieses „Prestige-Projekt“ vor:
Alternative 1:
Pflügen wir doch am besten quer über die Panzerwiese bis zum Helmholtz-Zentrum gegenüber, am Kiesstreifen, wo die Damen des horizontalen Gewerbes arbeiten und stechen Sie dort zur Autobahn durch, parallel der Ingolstädter Straße. Dafür müssen zwar auch Bäume gefällt werden, aber wenigstens leben dort keine sozial eh schon schwer belasteten Familien, Kinder, Senioren, Wähler…. .
Alternative 2:
(Zeitgleich zu Alternative 1) Verbreitern wir die Neuherbergstraße in beide Richtungen zweispurig, dazu verbreitern wir endlich die Schleißheimer Straße ab der Neuherbergstraße stadteinwärts, 6-spurig bis zu BMW und/oder bauen gleich eine zweite vierspurige, nein besser auch 6-spurige Fahrbahn von der Mortonstraße oder Morsering hinter der Wohnbebauung bis zum Leistungszentrum des FCB-Campus.
Oder noch besser –
Alternative 3:
Bauen wir doch vom Euro-Industrie-Park, von der Hufelandstraße ausgehend, in Richtung Neubaugebiet der ehemaligen Bayernkaserne einen Supertunnel, der dann an der Heidemannstraße/Lützelsteinerstraße auf die Autobahn sticht. Nützen wir die Gelegenheit und fangen zu graben an, der Zeitpunkt ist supergünstig, das Baufeld ist noch weitgehend frei!! Sollte doch ein Klacks für die SPD sein, die politischen Weichen noch vor der Sommerpause dafür zu stellen!!!
Aber wahrscheinlich fürchtet die SPD hierbei noch mehr Widerstand erboster Bürger*innen, weil in dem Gebiet mehr klagefreudige Wohneigentümer als sozial benachteiligte Menschen im Hasenbergl wohnen.
Noch was zum Thema Nachhaltigkeit und Platz für die Jugend: Abgesehen von der Glaubwürdigkeit der SPD hinsichtlich sozial eingestellter Partei und für diese durchaus nicht unbekannte Themen wie Umwelt- und Anwohnerschutz, soll die Kleingartenanlage dann auch verschwinden, ebenso der Fußballplatz Aschenbrennerstraße sowie die Freizeitanlage an der alten Straßenbahnschleife?
Klar, kann man alles wieder woanders aufbauen. Ist ja wurscht…. .
Und mit der neuen Trasse kann dann noch mehr Schwerverkehr durch das Hasenbergl rollen. Ganz zu schweigen von der unverhältnismäßig steigenden Schadstoffbelastung und der Lärmbelästigung. Obwohl, man könnte dann ja gleich eine Umgehungsstraße für das ganze Hasenbergl planen…., aber wo soll die hin, ist ja nirgends Platz… .
In diesem Sinne, viel Vergnügen für die SPD beim Herausoperieren der Kugel, die Sie sich mit diesem Tunnelprojekt ins eigene politische Knie geschossen haben.
Wolfi meint
Wieso wird hier immer von einer „Autobahn“ gesprochen? das ist einfach eine Weiterführung der 4-Spurigen Schleißheimer Str, vergleichbar mit der Ingolstädter Str. (die meines wissens auch noch nie als Autobahn bezeichnet wurde).
Die Verdoppelung des Verkehrs wird kommen, mit oder ohne Autobhnanschluß. Sicherlich zum Vergnügen der Anwohner der Dülferstr.
Da der Anschluß nur Verkehr Richtung Westen zulassen soll hat BMW beim Gütertransport gar nix davon, die Zentrallager liegen eher Richtung Osten, Im übrigen wird bereits ein Teil davon mit Elek. Zugmaschienen durchgeführt und die Strecken werden von der stadt vorgegeben.
Aber vieleicht brauchts das ja alles gar nicht wenn der bereits seit Jahrzenten von BMW geforderte S-Bahn-Nordring endlich mal kommt (Dampfloks fahren ja bereits)
Radler meint
Populismus hilft hier jetzt auch nicht weiter. Kostenloser ÖPNV hilft hier nicht weiter. Vor allem wenn die Leute nicht damit fahren weil die Verbindungen zu langsam und zu unzuverlässig sind. Schon mal versucht von Feldmoching nach Unterschleißheim ins Industriegebiet mit dem ÖPNV gefahren? Allein dadurch daß man in Feldmoching mit dem Bus nicht immer die S-Bahn und in Unterschleißheim nicht immer die Bus erwischt muß man 2x 20min extra einplanen. Wenn man dann um pünktlich anzukommen 40min früher losfahren muß nur damit man hoffentlich pünktlich ankommt und man mit dem Auto nur 10min braucht, man mit den Öffentlichen aber über 1h einplanen muß, ist der ÖPNV schlicht unattraktiv. Kostenlos hilft hier gar nix. Zudem wäre ein kostenloser ÖPNV für alle Bürger ein Schlag ins Gesicht die es schaffen auf unnötige Fahrten zu verzichten oder auch zu Fuß oder mit dem Rad fahren. Alleine für die Anschaffung und Wartung eines Rades muß man je nach Modell und gefahrener km mit 10-50€ im Monat rechnen. Mit welcher Begründung sollte da der ÖPNV kostenlos sein? Vor allem wenn man bedenkt daß die Fahrt mit dem Rad oder auch der Weg zu Fuß deutlich klimaschonender ist. Daher lieber Vorschläge machen wie man den ÖPNV verbessern kann anstatt hier nur mit den Preisen zu argumentieren. Lieber zahle ich für den ÖPNV 10-20% mehr wenn ich dadurch nicht 2-3mal soviel Zeit einplanen muß als die eigentliche Verbindung an Zeit benötigt. Klar festzustellen ist sicherlich daß eine Autobahnanbindung bezogen auf die Klima- und Verkehrspolitik schlichtweg ein Schritt in die Vergangenheit ist.