Nachdem viele bürokratische Hindernisse überwunden und drei Transportgenehmigungen von drei unterschiedlichen Polizeistationen bzw. Landratsämtern vorlagen, weil der Weg des neuen Feldmochinger Maibaums, der am 30. Januar in einem Forst westlich von Röhrmoos gefällt wurde, durch die Zuständigkeit der Polizei Dachau, Ingolstadt und München führte, ist das Stangerl heute Mittag in Feldmoching angekommen.
Transportiert auf schwerem Gerät hat er für mächtig Verkehrsstau gesorgt und bis er endlich im vorgesehenen Stadl zum Liegen kam, waren nicht nur Absperrungen, ein Gabelstapler und Nachläufer vonnöten, sondern auch viel Spucke und Manneskraft, um den schweren Baum um die Kurve zu bekommen.
Nun muss er in den nächsten Tagen und Wochen geschält, glatt gehobelt, weiß grundiert und dann mit der klassischen blauen Banderole vom Rumpf bis zur Spitze verziert werden – natürlich links herum gedreht. Aber vor allem muss er ab sofort bewacht werden!
1. Aktualisierung, 2.4.2023: Der Baum ist leider zu spät geschlagen worden, jedenfalls ist er noch ziemlich feucht und kann daher nicht angestrichen werden. So wird der Feldmochinger Maibaum heuer eher farblos daherkommen, statt fesch weiß-blau. Geschepst und glatt gehobelt wird er natürlich.
2. Aktualisierung, 7.4.2023: Kommando zurück. Die Meldung vom farblosen Maibaum war eine „Zeitungsente“! Ein Fachmann hat sich den Maibaum die letzten Tage angesehen und dessen Innenfeuchte gemessen, die mit 25 % genau im Normbereich für einen Anstrich lag. Der Feldmochinger Maibaum wird also wie immer in den nächsten Wochen weiß grundiert und dann mit einer blauen Banderole versehen werden!
Außerdem haben wir gehört, dass erste Auskundschafter aus der Freisinger Gegend Anfang der Woche in der Nähe gesichtet wurden. Da heißt es also, wachsam zu sein!
3. Aktualisierung, 12.4.2023: Neue Späher wurden in den letzten Tagen nicht gesichtet. Vermutlich hemmt die Sperrung gen Oberschleißheim gerade jedes Gelüst auf den Maibaumklau in Feldmoching. Dafür haben wir erfahren, dass am 1. Mai ab 11 Uhr nicht etwa die Berufsfeuerwehr München wie die Jahre davor den Maibaum per Kran in die Höhe heben wird, sondern die Firma AKM Autokranvermietung aus Oberschleißheim. Die Berufsfeuerwehr hatte nämlich nur noch einen Termin am Sonntag, den 30. April um 14 Uhr frei. Und in der Zwischenzeit hat es sich als Segen erwiesen, dass die Riadastoana sich schon früh um eine Alternative gekümmert haben. Denn der Berufsfeuerwehr München ist einer der beiden Krane kaputtgegangen, so berichtete uns gestern der Vorstand der Riadastoana, und hat deshalb alle Termine zum Maibaumaufstellen abgesagt. Der einzige verbliebene Kran müsse für einen Notfalleinsatz vorgehalten werden.
4. Aktualisierung 14.4.2023: Die Feldmochinger Blaskapelle hat von 19.30 bis 21 Uhr ihre Probe dieses Mal halb im Freien, halb im Stadl neben dem Maibaum abgehalten. Zünftig war’s, gut hat’s geklungen und der Lechner Otto hat mit seinem Fassl Bier nicht nur den Musikern Freude bereitet!
Allerdings tauchten an diesem Abend auch zwei Späher der Allacher Burschn auf. Angelockt nur von der guten Blasmusik? Oder dem Bier? …
Wie gut, dass der Maibaum fleißig bewacht wird – in der Nacht vom 13. auf den 14. April etwa von der kath. Frauengemeinschaft: Acht hielten von 18.30 bis 6 Uhr morgens wacker durch, andere ließen sich mitten in der Nacht ablösen, um doch noch zu ein paar Stunden Schlaf zu kommen.
5. Aktualisierung 15.4.2023: Der Maibaum hat den Ludwig M. Brandl inspiriert zu folgenden Gedichtl, denn er hat gewaltige Ähnlichkeiten zwischen dem bayerischen Maibaum-Aufstellen und dem ägyptischen Pyramidenbau entdeckt. Schad nur, dass der Feldmochinger Maibaum nicht mehr mit Manneskraft aufgestellt werden darf, sondern zur Sicherheit per Kran.
Maibaam—Pyramiden
Im Mai wer’n in Bayern wieder vui’ Maibaam
aufg’stellt.
Wer scho’moi‘ zuag’schaut hat, der woaß,
dees is’ a Heidenarbeit.
Kräftige Männer und Burschen werkeln
stundenlang, bis der Maibaam senkrecht
steht.
Traditionell werden sogenannte “Schwalben”
ei’g’setzt, dees san Hebestangen, dee durch
Hanfschlingen verbunden san, damit
da Maibaam beim Aufschiab’n koan Schaden
leidet.
Zentimeterweis’ werd da Maibaam in d’ Höh’
g’ruckt.
Freilich lasst ma’ si’ a bissl Zeit dabei,
ma’ wui‘ ja aa bewundert wer’n.
Und gaaanz wichtig beim Maibaam
Aufstellen is’ danach:
A g’scheite Musi‘, Bier und a Brotzeit, so
umara Zwölfe.
Schweiß und verbrauchtes Schmalz
müass’n ersetzt wer’n!
Dees Maibaam Aufstellen is’ übrigens dee
gleiche Technik, wia ma‘s beim Bau der Pyra-
miden im oid’n Ägypten o’g’wend’t hat.
Neu entdeckte Felszeichnungen am Berg
Sinai belegen, wia seinerzeit dee groߑn
Stoaquader aufanander g’schlicht’ wor’n san.
Da hab’n dee oid’n Ägypter dee Stoa-
brocka oanz’ln an dee Spitz‘n von a‘m
Maibaam hi’bund’n und dann dee Stämm’ mit
“Schwalben” auffig’stemmt.
Und zielgenau Quader auf Quader g’setzt.
Wia dee Pyramiden immer höher und hö-
her g’wachsen san – beispielsweis’ beim Bau
der großen Pyramide –
hab’n s’ Maibaamstämme aneinan-
der ’bund’n und so ihre Stoana Richtung
Pyramidenspitz’n auffi g’lupft.
Und je höher und größer dee Pyramidn
g’wachs’n san, desto mehra hab’n s’
Holz o’stückeln müass’n und
desweg’n ihre scheena greana Fichten- und
Tannenwälder umg’holzt.
Dees is’ leider aa der Grund, warum Ägypten
heut’ Wüste is’ – weil s’ damals sovui’
Maibaam ‘braucht hab’n zum Bau
der Pyramiden.
Und no’ Oans war erschwerend:
Scho’ damals hat ’s den guat‘n oid’n Brauch
vom “Maibaamstehlen” ‚geb’n.
Ihre Nachbarn, die Assyrer und Babylonier
nämlich, hab’n a eigenes Bauvorhaben
g’habt: Den “Turm zu Babel”.
In Mesopotamien san aber nur Oliven-
baam g’wachs’n. Da hätten dee
vui‘ o’stückeln müass’n!
Drum san dee Assyrer und Babylonier nachts
auf dee Baustellen um dee Pyrami-
den ‘rumg’schlicha und bis dee Ägyp-
ter g’schaut hab’n, hab’n s’eahna oi-
wei‘ wieder a etlich Maibaam zwickt und auf
da Schulter hoamtrag’n.
Neben der Seidenstraße als uralter antiker
Handelsweg in den Orient, existierte damals
auch die “Maibaamstraße”. Sie führte von
Ägypten nach Babylon, war aber in koana
Kart’n verzeichnet, weil sie nur nachts durch
dee Maibaamräuber benutzt wor’n is‘.
Und neuli‘ hab’ i’ in Tegernsee beim
“Maibaam Aufstellen” a “ägyptisch aussehen-
de Familie” beim Zuaschaug’n beobachtet, in
deren Gesichtszüge deutlich zu lesen war:
Hoffentlich bau’n s’ uns jetz’ net aa no‘ dee
Pyramiden nach!
6. Aktualisierung 15.4.2023, 11 Uhr:Am Freitagnachmittag wurde der Maibaum trotz des unbeständigen
Aprilwetters zweimal grundiert. Heute will die Firma Jenewein ihm noch die blaue Banderole verpassen. Die Nägel im exakten Abstand zum Spannen der zwei Schnüre sind bereits geschlagen, die Schnüre gezogen. Nun wird angeklebt und nachmittags kommt die blaue Farbe drauf!
6. Aktualisierung 15.4.2023, 14.15 Uhr: Ein erstes Mal ist die blaue Farbe bereits aufgetragen worden. Nun machen sich der Michi und der Jürgen an das Rautenfeld unten und dann wird noch eine zweite blaue Farbschicht aufgetragen. Doppelt genäht hält schließlich besser. Dann ist der neue Maibaum schon ein richtiger stolzer Maibaum und darf heute Nacht keinesfalls gestohlen werden, damit die Farbe schön antrocknen kann.
Aktualisierung 17.4.2023: Der Feldmochinger Maibaum ist noch da und sieht nun schon ziemlich gut aus! Die Maibaumbewachung geht in die dritte Woche! Allmählich könnte es ernst werden, denn seit dem Wochenende ist Sperrung der Feldmochinger Str. gen Oberschleißheim Geschichte. Wer den Maibaum abtransportieren möchte, braucht also nicht mehr so lange zu fahren, um ihn aus dem Ort herauszubekommen.
Aktualisierung, 22.4.2023: Der Baam ist immer noch da – auch wenn manche Späher rotzfrech behaupten, dass er gar nicht gut bewacht wird und, ruhend auf Paletten, quasi wie auf dem Serviertablett präsentiert liege. Aber gestern meinte ein Späher aus dem Umland, dass man selbst zum Maibaumklauen eine Genehmigung brauche…
Wer erfolgreich seine Nachtwache absolviert hat, macht übrigens stolz morgens noch für die WhatsApp-Gruppe und zum Beleg, dass der „Baam“ noch da ist, ein „Beweisfoto“. Ein Scherzbold (Name der Redaktion bekannt, wir veröffentlichen ihn jedoch bewusst nicht …) versetzte der „Riadastona-Gruppe“ allerdings am letzten Mittwoch kurz einen kleinen Schock, als er abends schrieb, was er denn bewachen solle, der Maibaum sei doch nicht mehr da. Zum Beweis postete er ein retuschiertes Foto, das bei näherem Hinsehen aber als selbiges schnell erkannt wurde.
Bei aller Anstrengung, den Feldmochinger Maibaum zu bewachen: Wir haben gehört, dass die Feldmochinger Burschn dazwischen immer noch Zeit und Energie finden, in der Nachbarschaft die dortigen Maibäume auszukundschaften. Bei den Lerchenauern soll eine fitte Dame frühmorgens aber gleich gerufen haben „Der Baam bleibt da“…