Das Thema „Kirche und Politik“, zu dem die evangelische Kirche in Feldmoching am Sonntag, den 18. Juni in die Bethanienkirche eingeladen hatte, beschäftigt die Menschheit schon seit Jahrtausenden. Pharaonen, die sich zu Göttern erklären, über den Gang des Kaisers nach Canossa bis heute zur Position der Kirchen bei Waffenlieferungen.
Dekan i. R. Thomas Kretschmar stellte in seinem Impuls zunächst die grundlegenden Aufgaben der Kirche vor. Liturgie, Diakonie, Verkündigung und Koinonia, die gelebte Gemeinschaft, bilden die sogenannten Grundvollzüge. Er ging dabei auf die Frage ein, wer denn eigentlich genau die Kirche sei, die hier mit der Politik interagiert. Kirche gibt es als Institution mit vielen Gremien wie Kirchenvorständen und Synoden, aber eben auch jede Pfarrperson und jedes einzelne Gemeindemitglied bringt sich als Teil der Kirche ein. Schon Martin Luther betonte, dass Christen gleichzeitig Bürger des Staates und Mitglieder der Kirche sind. Geistliches als auch weltliches Handeln dieser vielfältigen Kirche hat damit oft auch untrennbare politische Komponenten. Als Christen ist man dazu aufgerufen, sich mit seinem Glauben auch in die weltliche Politik einzubringen, seien es Klimafragen oder Flüchtlingshilfe.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die christliche Botschaft Mut macht, sich einzubringen. Sie stärkt im Tun und gibt Halt und Orientierung. Es gibt bereits viele entsprechende Initiativen der Kirche, die jedoch zu wenig bekannt erscheinen. Muss, und wenn ja wie, Kirche hier auf allen Ebenen vom Gemeindemitglied bis zu beratenden und leitenden Gremien sichtbarer werden? Von Seiten der Politik ist immer wieder der Wunsch nach einer stärkeren Positionierung der Kirche zu hören. Nehmen wir uns doch den Mut dazu!
Johannes Staeves