Das war die Geburtsstunde der „Stammtischmannschaft 1. FC Dillinger“ – mit Adam Walter als Vorsitzendem und Paul Steber als Stellvertreter.
Es gab eine „Stammtischmannschaft“, die die beiden Vorsitzenden wie einen Verein leiteten – umsichtig, sportbetont, funktionell und diszipliniert!Doch blicken wir zunächst zurück auf den sportlichen Geist, der Anfang der 70er Jahre herrschte.
Im Juni 1970 fand in Mexiko die Fußballweltmeisterschaft statt. Die „BRD“-Nationalmannschaft bezwang zwar im Viertelfinale den amtierenden Weltmeister England, verlor jedoch dramatisch im Halbfinale gegen Italien. Immerhin war Deutschlands Torstürmer Gerd Müller am Ende mit zehn Toren Torschützenkönig des Turniers!
Auch das sportbegeisterte Bayern war in dieser Zeit in höchster Erwartung. Die Profikicker des FC Bayern unter ihrem neuen Trainer Udo Lattek, mit Sepp Maier im Tor und Franz Beckenbauer in der Abwehr, erkämpften sich in der Bundesliga einen Sieg nach dem anderen. Und so standen sie am Ende der Saison 1970/71 an der Tabellenspitze, vor dem FC Schalke 04. Die Meisterschale kam nach München. Nur München 1860 verharrte in der Regionalliga Süd und schaffte erst später den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Der Fußball steckte also allen Kindern und Jugendlichen bis hin zu den Senioren in den Beinen. Auch in der Fasanerie.
Nur gab es dort, wo bereits mehr als 3.000 Menschen lebten, keinen Fußballverein – ja nicht einmal einen einigermaßen bespielbaren Platz! Auch im benachbarten Stadtviertel am Lerchenauer See konnte kein Fußballfreund auf eigenem Platz auflaufen. In dieser Situation kam der „1. FC Dillinger“ ins Spiel. Die „Stammtischmannschaft“ griff bald ins zunächst regionale und privat organisierte Fußballgeschehen ein. Leider mussten sich die Kicker auf auswärtige Freundschaftsspiele beschränken, aber das mit beachtlichem Erfolg. Mit steigenden Mitgliederzahlen erweiterte der „FC Dillinger“ sein Angebot im Breitensport und veranstaltete nun auch Bälle, Ausflüge und weitere Feste. Nur ein eigener Fußball- und Sportplatz blieb in der Fasanerie für weitere Jahre – bis zum heutigen Tag – eine Fata Morgana.
Der FC Fasanerie-Nord wird gegründet
In der Versammlung am 23. März 1977 im Vereinslokal Dillinger beschlossen die mittlerweile auf über 100 angewachsenen „Stammtischmitglieder“, aus ihrem bisher bestens organisierten „Provisorium“ heraus einen Verein mit dem Namen „FC Fasanerie Nord“ zu gründen, dessen „e. V“ sich im selben Jahr nach dem Eintrag ins amtliche Vereinsregister anschloss. Die verdienten Vorstände Adam Walter und Paul Steber blieben auch im neuen Verein in Amt und Würden!
Nun wurde es ernst für die Fußballer. Denn mit Spielerausweisen und ihrer Anmeldung für die C-Klasse versehen, stiegen sie auf die Ebene der Lokalrunden und der offiziellen Punkte-Wettbewerbe auf. Nun musste ein geeigneter Spielplatz her! Sie fanden ihn – leider im 20 km weit entfernten Eschenried! Fast drei Jahre lang ertrugen die wackeren Kicker diese unbefriedigende Herausforderung, nur um das zu tun, was Grundlage ihrer Satzung war und ist: guten Fußball zu spielen und neben Auswärtsspielen auch Heimspiele erfolgreich zu bestreiten.
Erst ab 1984/85 ein erster, eigener Spielplatz an der Georg-Zech-Allee
Der FC Fasanerie Nord gehört zu den Gründungsmitgliedern des Feldmochinger Gesamtvereins. Als solcher stand er von Anfang an „bei Fuß“, um auch einen Vorteil für den weiter wachsenden Verein zu bekommen. Das Spielplatzproblem entschärfte sich zwar mit Inbetriebnahme der Mehrzweckhalle und der angrenzenden Bezirkssportanlage an der Georg-Zech-Allee ab der Saison 1984/85. Den „Fasanen-Kickern“ konnten die neue Spielfläche mit einer angrenzenden Stockbahn benutzen. Aber nur für Punktspiele, versteht sich. Doch wo sollten die Mannschaften trainieren? Es blieb nur der Ausweg, einen Teil der nördlichen Anlage am Fasanerie See zu nutzen und, wo möglich, auf vorübergehend freie Schulhofflächen auszuweichen. Letztere sind mittlerweile alle verbaut, und so währt das Provisorium am Fasanerie See bis zu heute.
Mit der Bautätigkeit stiegen auch die Mitgliederzahlen
Aufgrund der regen Bautätigkeit der letzten Jahre ist die Fasanerie Nord inzwischen auf nahezu 4.000 Anwohner gewachsen. Im Stadtviertel am Lerchenauer See leben gar an die 8.000 Menschen. Daher entstehen immer neue Krippen- und Kindergartenplätze und die Schule wird erweitert. Nur für einen Sport- und Fußballplatz hat es in der Fasanerie wie am Lerchenauer See noch nicht gereicht. Dabei sind die Mitgliederzahlen des FC Fasanerie Nord beeindruckend. Heute zählt der Verein 722 Mitglieder, davon rund 400 (55 %) Jugendliche. Diese überwiegen nicht nur bei den Kickern, sondern auch bei der 1988 gegründeten Ju-Jutsu-Gruppe. 1989 wurde das Angebot um die Disziplin Schach und 1990 um das Turnen mit den Untergruppen Tanzen und Gymnastik erweitert. Rund 80 % der Mitglieder sind in den fünf Abteilungen auch sportlich aktiv! Allein die Abteilung Fußball führt 21 Mannschaften (alle mit Aufstiegstendenzen, die I. Mannschaft in der A-Klasse, die II. Mannschaft in der B-Klasse), darunter 13 Jugendmannschaften, drei Mädchen- und eine Damenmannschaft sowie vier Seniorenmannschaften. Unter den erfolgreichen Eisstockschützen spielen zwei Herrenmannschaften und eine Damenmannschaft in der Bezirksoberliga. Die Abteilung Eisstockschießen existiert seit 1979.
Es fehlt dringend ein weiterer Fußball- und Trainingsplatz
Seit fast 25 Jahren bemüht sich der Verein mit Unterstützung des Gesamtvereins und des Bezirksausschusses, dass die Sportanlage an der Georg-Zech-Allee erweitert wird. Zwar stimmten bereits am 5. Oktober 1999 der Sportausschuss des Stadtrats und das städtische Sportamt dem zu! Selbst OB Ude und das Kommunalreferat schalteten sich ein. Aber für die Erweiterung wird ein benachbartes, privates Brachgrundstück benötigt. Alle Bemühungen, diese Fläche zu erwerben, schlugen fehl. Welch ein Irrsinn: Die Fläche liegt ungenutzt brach da – und die Kinder und Jugendlichen müssen sich weiter mit einem beengten Provisorium begnügen! Nun ist beschlossen, dass sich nach der Sanierung der Bezirkssportanlage Lerchenauer Str. die Fasanen-Kicker diese mit der Spielvereinigung Feldmoching teilen. Die Hoffnung aber bleibt bei den Fasanen, dass doch irgendwann das Brachland nützlicher verwendet werden kann.
Denn ist es nicht verdienstvoll, dass ein Verein (wie andere Vereine natürlich auch) mit ehrenamtlichem Einsatz sich der Kinder und Jugendlichen annimmt, um ihnen eine sportliche Heimstatt anzubieten? Heranwachsende, die sich in einen Sportverein (aber natürlich auch in einem Kultur- oder Kunstverein) einbringen, lungern nicht perspektivlos herum! Die „Fasanen“ sollten ihre Hoffnung nicht aufgeben!
Das runde Vereinsemblem mit dem Fasanen und einem stilisierten Eichenbaum schuf einstmals Vereinsmitglied und Mannschaftsspieler Axel Blanz.