Nach den Schneebergen droht neues Ungemach, zumindest in der Untermühle sowie im nördlichen Feldmoching. Denn die Pegelstände des Grundwassers sind in den letzten Tagen enorm gestiegen und steigen weiter. Der bayerische Hochwasserdienst meldet nach der einsetzenden Schneeschmelze und dem Regen der letzten Tage teils weiter steigende Pegelstände. Laut Landesamt für Umwelt wurde mancherorts schon die dritte von vier Meldestufen erreicht. In der Untermühle steht in einigen Kellern bereits wieder das Wasser. Und der Wetterdienst hat für die nächsten Tage weitere Regenfälle angekündigt.
Der aktuelle Grundwasserstand am Pegel KP 1624 in der Untermühle betrug am 11. Dezember um 8.45 Uhr 487,30 mNN – am Mittwoch davor war der Wert um 14 Uhr noch bei 486,97 mNN gelegen. Auch der Pegel an der Grashofstr. (siehe Foto) belegt, dass nicht mehr viel fehlt und das Grundwasser steht mal wieder in den Kellern.
„Nur ein sofortiger Einsatz von Pumpen des THW kann weitere Schäden an den Gebäuden verhindern“, ist sich Martin Obersojer, CSU-Fraktionssprecher im BA 24 und selbst leidgeprüfter Anwohner, sicher. Die Münchner Stadtenwässerung (MSE), von ihm über die sich zuspitzende Lage informiert, überprüfe daher seit heute Früh die elektronischen Datenträger der verschiedensten Messstellen.
Den Grundwassermesspegel KP 1624 führt MSE als sogenannten Alarmpegel. Wenn hier der Wert 487,00 mNN erreicht wird, kamen bisher zum Schutz der Gebäude in den Dükern 25301, 25302 und 25303 fest installierte Pumpen zum Einsatz, um den Grundwasserstand unter 487,00 zu halten. Das abgepumpte Grundwasser wurde in den Nord-West-Sammelkanal eingeleitet um damit eine Überflutung der Gebäudekeller zu vermeiden.
Doch im Sommer dieses Jahres wurden auf Anweisung von MSE die fest installierten Pumpen inklusive den Elektrokästen abgebaut. Notpumpen müssen daher dringend installiert werden, und zwar am besten gestern, ist sich Obersojer sicher. Und weiter: „In den letzten zehn Jahren konnten wir die Grundwasserstände an vielen Messstellen im Radius von etwa 1 km um den Pegel KP 1624 online beobachten unter Sensormanager Terra Transfer. Die Daten wurden von MSE eingestellt. Inzwischen wurden aber alle verfügbaren Messstellen aus dem Netz genommen mit den dazugehörenden Aufzeichnungen der letzten fünf Jahre. Der einzige verbliebene Pegel ist der Pegel KP 1624, der ‚Alarmpegel‘. Es wäre wichtig, dass so schnell wie möglich durch eine Grundwasserabsenkung, sprich durch Pumpen, die Schäden an den Gebäuden so klein wie möglich gehalten werden. Denn selbst wenn die Pumpen rasch in Betrieb gehen, dauert es ein bis zwei Tage, bis das Grundwasser absinkt. Für mehr Transparenz ist es zwingend notwendig, dass MSE wieder alle Messpegel online stellt.“
Wir haben bei MSE nachgefragt, wie man dort die Pegelstände bewertet und welche Maßnahmen man ergreifen will. Wir liefern Ihnen die Antwort nach!
Aktualisierung 1: Inzwischen liegen uns die Antworten der Münchner Stadtentwässerung vor, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.
„Die Verpflichtung und Erlaubnis zur Installation und Inbetriebnahme der Pumpen bestand lediglich für die Dauer der Sanierungsarbeiten am sog. Nord-West-Sammler. Nachdem sowohl das Wasserwirtschaftsamt als auch die TU München gegenüber dem städtischen Referat für Klima und Umwelt (RKU) und MSE bestätigt hatten, dass die Sanierung abgeschlossen ist, hat die MSE die Pumpenanlage bescheidsgemäß außer Betrieb genommen und zurückgebaut.
Über die Einstellung der Pumpmaßnahmen, den Abbau der Pumpen sowie den Abschluss der Sanierung des Nordwestsammelkanals hat die MSE den Bezirksausschuss 24 mit Schreiben vom 26.4.2022 ausdrücklich informiert. Dies war dann Gegenstand der 22. öffentlichen Sitzung des Bezirksausschusses 24 vom 18.5.2022.
Wir dürfen noch darauf hinweisen, dass der Pegel KP 1624 von der MSE oder sonstigen Behörden der Stadt München nie als „Alarmpegel“ bezeichnet wurde. Die Pegelstände dieses Messpunktes waren lediglich das Kriterium, ab welchem Grundwasserstand die Pumpen in den Bestandsdükern während der Sanierung des Nord-West-Sammlers in Betrieb gingen. Keinesfalls hatten die temporären Pumpmaßnahmen den Zweck, Anwohner, deren Keller nicht dicht sind, auf Dauer vor einem Anstieg des Grundwassers zu schützen. Eine derartige Maßnahme wäre auch wasserrechtlich nicht zulässig.
Ob die MSE trotz der Sanierung des Nord-West-Sammlers zusätzliche Maßnahmen ergreifen muss, um die Eigentümer von Gebäuden, deren Keller entgegen der (zum Zeitpunkt der Errichtung der Gebäude) geltenden technischen Normen nicht gegen drückendes Wasser abgesichert sind (dazu gehört auch Grundwasser bis 30 cm über den Grundwasser-Pegel des Höchsthochwassers), ist Gegenstand eines gerichtlichen Verfahrens diverser Anwohner gegen die Stadt München.
Nach den Grundsätzen der sparsamen Haushaltsführung sind wir verpflichtet, nur die Messpegel im Betrieb zu halten, die für die Aufgaben der MSE erforderlich sind. Dementsprechend müssen Pegel außer Betrieb genommen werden, die für die Aufgaben der MSE nicht mehr notwendig sind. Daneben existiert noch das staatliche Messstellennetz, das vom Wasserwirtschaftsamt unterhalten wird. Die aktuellen Werte dieser Messpegel können von interessierten Bürgern ohne Weiteres über die Homepage des WWA abgerufen werden.
Das Wasserwirtschaftsamt hat gegenüber dem Referat für Klima und Umwelt eine fachliche Stellungnahme zu der aktuellen Situation abgegeben. Im Schreiben vom 11.12.2023 hält das WWA fest, dass die hohen Grundwasserstände auf natürliche Ursachen (starke Niederschläge, Schmelzwasser) zurückzuführen sind, der Grundwasserpegel nach wie vor unterhalb des Höchsthochwassers des Jahres 1940 liegt und die Grundwasserüberleitungen am Nord-West-Sammler beanstandungsfrei funktionieren.“
Klaus Mai, SPD-Fraktionssprecher im BA24 meint
Zuständig für den Hochwasserschutz ist das bay. Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und seine nachgeordneten Behörden. Aufsichtsbehörde für erlassene Bescheide in Feldmoching betreffend der Sanierung des Regenwassersammelknals ist hier die Regierung von Oberbayern. Das WWA München vollzieht hier lediglich ergangene Bescheide im Zuge von Sanierungsmaßnahmen. (Wer lesen kann ist im Vorteil). Die Verantwortungsträger sind also allesamt CSU-Minister, Regierungspräsidenten und nachgeordneten Beamten des Freistaates. BA24 und Stadt haben hier nichts zu melden. Sie handeln im Rahmen der Vorgaben nach den bayerischen Landesgesetzen, der BA wird lediglich von diesen Vorgängen unterrichtet. Also alle Kritiker: Ran an die von der CSU und den Freien geführte Bayerische Staatsregierung von Herrn CSU-Ministerpräsidenten Söder und an seine Schreibtischtäter! Sie alle sind für diesen Zustand verantwortlich.
Zu den Messpegeln wäre noch zu sagen: Auch aus dem „staatlichen Messstellennetz, das vom Wasserwirtschaftsamt unterhalten wird. (können die) aktuellen Werte dieser Messpegel (..) von interessierten Bürgern ohne Weiteres über die Homepage des WWA abgerufen werden.“ Wie gesagt: Staatlich und nicht Städtisch.
S. H. meint
Glück und Zufriedenheit ist nichts,
was einem zufällt. Es entsteht aus
deinen eigenen Handlungen.
Dalai Lama XIV
ReinerF meint
Also, für einen Parteienkampf habe ich nun in diesem Zusammenhang gar kein Verständnis. Es geht hier seit Jahren um einen Kampf der arg geschädigten und immer wieder gefährdeten Anlieger in Feldmoching gegen das am Hauptsammelkanal bei großen Niederschlagsmengen anstauende Grundwasser. Die betroffenen Häuslebesitzer und Bewohner, ganz arg die dicht am Kanal Gelegenen, mussten seit der Fertigstellung des Kanals Anfang der 1990er Jahre wiederholt große Schäden an ihren Häusern durch das am Kanal aufgestaute Grundwasser erleiden. Alle Bemühungen um technische Abhilfe und Entschädigungen liefen gegen die gemächlichen Windmühlen der verantwortlichen Politik und Behörden in München ins Leere.
Heute, Jahre nach beiderseitigen Verhandlungen, etlichen Gutachten, einer Landtagspetition und Gerichtsverhandlungen erscheint es ja geradezu peinlich, wenn eine Stimme aus dem BA 24 nun in dieses komplizierte und keineswegs abgeschlossene Verfahren mit einer Art Parteienwahlkampf einen völlig neuen und abwegigen Part einbringen will. Dies wäre kein produktiver und hilfreicher Fingerzeig.
Gesucht wird nach einem endlich einmal positiven Weg für die Geschädigten und auch nach einem akzeptablen Angebot aus München für angemessene Entschädigungen.
Bernd meint
Ich kann ReinerF nur zustimmen. Da sind dann immer die anderen schuld und man kann nichts machen. Mich würde interessieren, inwieweit und wie Sie, Herr Mai, sich in den letzten Jahren für die betroffenen Bürger eingesetzt haben?! Bitte erzählen Sie uns das doch, wenn Sie sich schon mit „SPD-Fraktionssprecher im BA24“ brüsten.
Goaßzipfe meint
Das schlägt doch dem Fass den Boden aus, dass diese aufgrund des Wissen der Problematik extra installierten Notpumpen still und heimlich wieder demontiert wurden. Das ist Vorsatz, an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten und zeigt nur einmal mehr die Respektlosigkeiten der Behörden dem leidgeplagten Bürger gegenüber. Und am Ende übernimmt natürlich niemand die Verantwortung dafür.
LH München, WWA und MSE schämt Euch!
Und den BA24 fordere ich auf, die Wiederinstallation der Notpumpen einzufordern.
reinerF meint
Es ist mir ehrlich gesagt völlig unverständlich, warum das WWA die zuvor für den Ernstfall in den Dükern installierten leistungsstarken Senkpumpen ausgebaut hat. Wollte man etwa mal den Test wagen, ob es denn auch ohne diese Schutzvorkehrung gehen könnte? Hatten denn die betroffenen Anlieger bei zurückliegenden Hochwasserfällen wegen der Anstauungen am Nordwest-Sammler nicht schon genug Wasserschäden an und in ihren Häusern hinnehmen müssen? Für die sie von der dafür verantwortlichen Stadt München bisher nicht einmal auch nur mit einem Euro entschädigt worden sind! Und, dieses seit Jahren bekannte Problem mit dem Grundwasser am und durch den Kanal trifft ja über die Untermühle hinaus auch die Anlieger weiter südlich bis hin zur Karlsfelder Straße. Nun beginnt wieder einmal das bange Warten auf womöglich noch teurere Schäden an den Häusern. Und, wird sich die Stadtregierung dann im Ernstfalle wie zuvor wieder vor den immensen Kosten wegducken? Ich fürchte schon!!