Am Donnerstag, den 25. April wurde die Generalreinigung der Orgel von St. Peter und Paul mit der Vernebelung des gesamten Orgelwerks, sprich der Pfeifen, Windladen und des Holzgehäuses, abgeschlossen. Es war das erste Mal weltweit, dass eine Orgel auf diese Weise mit einem feinen, ungefährlichen Antischimmelmittel auf Naturbasis behandelt wurde! Bis dato bekämpft man den Schimmel, ein Phänomen, das erst seit etwa 20 Jahren vermehrt in Orgeln auftritt, immer mit Schutzanzügen und gesundheitsgefährdenden Chemikalien. Sogar Friedemann Winklhofer und Michael Hartmann, Orgelsachverständige der Erzdiözese München-Freising und beide u. a. Professoren an der Hochschule für Musik und Theater in München, ließen sich die Vernebelungsaktion nicht entgehen.
Die Feldmochinger Orgel, wiewohl vergleichsweise jung, hat seit etwa zwei Jahrzehnten immer wieder mit Schimmelbefall zu kämpfen. Deshalb hat die Münchner Orgelbaufirma Johannes Führer vor ein paar Wochen die komplette Orgel auseinander gebaut – wir haben auf www.la24muc.de Bilder der zerlegten Orgel veröffentlicht. Danach konnten Oliver Brabänder von der Firma bpc specialties und Christoph Hartmann von Atlantichem, beides promovierte Chemiker und beide auf dem Gebiet biomimetischer Stoffe forschend, höchstselbst sämtliche Orgel-Einzelteile vom weißen Schimmel reinigen. Der behindert ja nicht nur die Tonbildung in den Pfeifen, auf dass das Instrument verstimmt. Schimmelsporen sind vor allem gesundheitsgefährdend, für die Kirchenmusiker und Sänger auf der Empore, aber auch für die Gottesdienstbesucher und das pastorale Team im weiten Kirchenraum.
So ging die Vernebelungsaktion vonstatten
Der Nebelgenerator der Firma bpc specialties erzeugte an diesem Spätnachmittag einen extrem feinteiligen Nebel eines Biopolymers (Orgatect Softreiniger), der über den Ansaugmotor der Orgel bei gleichzeitiger Bespielung sämtlicher Tasten über die Windlade in die Pfeifen und das Gehäuse strömte. Dadurch wurden die von Schimmel befallenen Stellen auch an solchen Positionen sorgfältig gereinigt, die mechanisch unerreichbar oder zumindest sehr schwer zugänglich sind. Zugleich legte sich damit auch ein Schutzfilm über die Einzelteile des königlichen Instruments. Soweit klappte auch alles wunderbar: Während nacheinander sämtliche Tasten und Fußpedale angeschlagen bzw. getreten wurden, strömte feinster Nebel in jeden Winkel der Orgel. Der Nebel trat jedoch nicht mehr dicht, wie eigentlich erwartet, aus den Orgelpfeifen heraus – dieser Anblick hätte wirklich Seltenheitswert gehabt! Die langen Windkanäle der Orgel haben augenscheinlich den Nebel fast vollständig „geschluckt“. So war nach etwa einer Stunde zwar der gesamte Kirchenraum leicht eingenebelt. Aber eigentlich hatte man mit einer dichten Nebelwand gerechnet.
Redakteurin wie Kirchenmusiker haben die Vernebelung überlebt
Wenn Sie nun gesundheitliche Bedenken haben und in nächster Zeit keinen Fuß mehr über die Kirchenschwelle setzen wollen, können wir Sie beruhigen. Zum einen haben alle Beteiligten die Vernebelung überlebt und zum anderen besteht bei dem Biopolymer-Produkt aus dem Forschungslabor der Firma bpc keinerlei gesundheitliche Gefahr. Dies sei ja neben der einfachen und effizienten Anwendungsweise gerade der große Vorteil, so Christoph Hartmann von der Atlantichem aus Elsenfeld. Das verwendete Produkt, ein Chitosan-Wirkstoffkomplex, sei völlig unbedenklich, weil lebensmittelecht, so Hartmann. Selbst Allergiker hätten damit keine Probleme. Chitosan wird aus der Schale von Krustentieren wie Krabben, Garnelen und Hummern gewonnen, ein „hochinteressantes Molekül“, wie Hartmann schwärmt, und dabei massenhaft in der Natur vorkommend.
Dieses Verfahren haben Brabänder und Hartmann bislang schon oft in Großbäckereien eingesetzt, und die müssen nach einer Behandlung ja auch sofort wieder einsatzfähig sein. Daher biete sich das Verfahren auch für befallene Orgeln an, meinte Hartmann und freut sich, der Pfarrgemeinde nun eine grundgereinigte und von massivem und gesundheitsgefährdendem Schimmelbefall befreite Orgel wieder ihrer Verwendung zur musikalischen Bereicherung des Gottesdienstes zuführen zu können.
ReinerF meint
Ein toller Bericht über die Restaurierung unserer Orgel. Davon habe ich noch nie etwas gehört oder gelesen. Danke dafür!