Ob der klammen städtischen wie staatlichen Kassen sowie der konkurrierenden Interessen für die wenigen noch freien Flächen in und um München war die Antwort der Stadt auf den Wunsch nach einem Museum für die vielen bedeutenden archäologischen Funde aus der Kelten- und Römerzeit, die im Herbst 2023 der Öffentlichkeit präsentiert wurden, erwartbar: Es wird dafür kein Freilichtmuseum auf dem Lerchenauer Feld geben. Der BA 24 und Bürger in der Bürgerversammlung hatten entsprechende Anträge an die Stadt gerichtet.
Laut Kulturreferat könnten „Planung, Errichtung und Trägerschaft eines neuen Museums von der Landeshauptstadt München derzeit nicht geleistet werden.“ Planungen zum Umgang mit archäologischen Funden seien zudem maßgeblich von staatlicher Seite aus zu steuern. Dies habe ungeachtet der Haushaltssituation nicht zuletzt juristische Gründe.
Grundsätzlich regle sich das Eigentum der Funde nach §984 BGB. Mit dem Beschluss des Kulturausschusses vom 20.6.2013 wurde festgelegt, dass die archäologischen Funde aus dem Münchner Stadtgebiet, die durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege erfasst und konserviert werden, ins Eigentum des Freistaats Bayern übergehen, fachlich vertreten durch die Archäologische Staatssammlung München. Und die sieht ein Freilichtmuseum mit Skepsis. Das beruhe auf der Erfahrung, dass entsprechende Einrichtungen und deren Techniken aufwändig zu unterhalten seien und erhebliche Personal- und Sachmittel erforderten. Man nehme die Grabungen auf dem Lerchenauer Feld aber als Anlass, eine App zu entwickeln, mit der an den Fundstellen die einstige archäologische Bebauung wieder sichtbar gemacht und mit vertiefenden Infos vermittelt werden könnte.
Laut Bayerischem Landesamts für Denkmalpflege handelt es sich um frühe Besiedelungsspuren in Form von Gebäudegrundrissen, Gräberfeldern und sechs Brunnen, wozu erläuternd anzuführen ist, dass Brunnenschächte und deren Verhüllungen eine stets ergiebige Fundgrube der Archäologie darstellen. Dabei konnte unter anderem eine antike Gürtelschnalle geborgen werden. Auch ist man auf die Überreste eines Kindergrabs gestoßen. Bemerkenswert ist die aus Münchner Sicht frühe Datierung dieser Funde. Sie stammen aus spätrömischer Zeit und – noch deutlich älter – aus der späten Eisenzeit, als sich auf dem Areal offenbar eine Siedlung keltischer Herkunft befunden hatte.
Die Lerchenauer Funde sind ein Zeugnis von stadthistorischem Interesse, zeigen sie doch, dass der 1938 eingemeindete Stadtbezirk Feldmoching bereits einmal in vorchristlicher Zeit besiedelt worden war.
Gleichwohl fügen sich die Befunde in das Bild einer umgreifenden Erkundung archäologischer Spuren, die während der letzten Jahre bei baulich veranlassten Grabungen im Stadtgebiet und den angrenzenden Bezirken entdeckt worden sind. Der sachgerechte Umgang mit diesen Funden stellt die dafür zuständigen Behörden vor ein Kapazitätsproblem. Mit jedem freigelegten Horizont kommen nicht nur signifikante und tagesaktuell beachtete Einzelstücke zu Tage, sondern jeweils zehntausende Relikte, die kartografisch, wissenschaftlich und konservatorisch zu verarbeiten sind.
Die Landeshauptstadt München unterhält keine eigene archäologische Einrichtung. Sie fördert jedoch seit 2013 die Arbeitsgemeinschaft „Archäologie der Stadt München“ und stellt dafür jährlich 80.000 Euro aus dem Haushalt des Kulturreferats bereit. Vertragspartner sind als die federführende Institution die Archäologische Staatssammlung München und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege sowie das Institut für Vor- und Frühgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität.
Die Mittel werden für die wissenschaftliche Aufbereitung und Darstellung aktueller Grabungsfunde verwendet.