Wer ein Musikinstrument erlernen will, braucht nicht nur Talent und Ausdauer, sondern auch Geld. Ein Klavierlehrer kostet mindestens 35 €/Stunde. Und Unterricht allein nutzt nichts, wenn zuhause kein Klavier oder zumindest E-Piano zum Üben bereit steht, was, je nach Qualität, locker ein paar Tausend Euro kostet. Nicht jede Familie kann sich das leisten. Genau da setzt eine gemeinnützige Stiftung mit dem etwas sperrigen Namen „Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation“ an. Mit ihrer Hilfe dürfen auch Schüler der Eduard-Spranger-Mittelschule ein Instrument erlernen und haben die Gelegenheit, mal ein wenig klassische Musik zu hören.
Gegründet hat die Stiftung 1995 der Unternehmer Erich Fischer, der 26 Jahre lang Eigentümer und leitender Geschäftsführer eines europaweit tätigen mittelständischen Vertriebsunternehmens in der Halbleiterbranche war, bis er ein Drittel seiner Geschäftsanteile der von ihm gegründeten Stiftung als Grundstock schenkte. Aus diesen Erträgen finanziert die Stiftung ihre gemeinnützigen Vorhaben: die Förderung von Kunst und Kultur und insbesondere Musik, die Verbesserung der Lebensbedingungen älterer Menschen und die Weiterentwicklung der Zivilisation. Unter dem Motto „Musik am Nachmittag“ gaben Profimusiker der Stiftung von 1996 bis 2024 schon rund 15.600 Musiknachmittage für weit über eine Million begeisterte Senioren. 1998 hatte Erich Fischer eine weitere Idee: Er wollte, dass Bayerns Mittelschüler mehr musizieren statt an den Handys herumzudaddeln oder sonst was zu konsumieren. Seit der Zeit veranstaltet die Stiftung unter der musikalischen Leitung von Johannes Erkes auch an Schulen Livekonzerte. Außerdem errichtete die Stiftung 17 Musikzentren an Bayerns Mittelschulen, u. a. an der Eduard-Spranger-Mittelschule. Am Donnerstag, den 5. Juni, kurz vor den Pfingstferien, durften Mädels und Jungs ihren Eltern, Mitschülern und Lehrern zeigen, was sie dank der Stiftung erlernt haben. Anel, Damir, Meleza, Alisa trugen kleine Stückchen aus ihrer Klavierschule vor, mit der sie seit Schuljahresbeginn, teils aber auch schon seit letztem Jahr im Klavierunterricht arbeiten – einmal pro Woche im Tandem 45 min. Seit diesem Schuljahr haben alle Klavierschüler auch ein E-Piano zuhause, Leihgaben der Stiftung. Dem Konzert vorgeschaltet waren zudem drei Tage intensives musikalischen „Training“ in Einzel- und Gruppenkursen mit renommierten externen Musikpädagogen, um das Klavierspiel und das Chorsingen weiterzuentwickeln, gemeinsam zu improvisieren und Bühnenpräsenz wie Präsentationssicherheit einzuüben.
Ein Auftritt will geübt sein
Denn es gehört Mut dazu, vor einem vollen Saal zu spielen und sein Lampenfieber in Griff zu bekommen, damit die Finger nicht allzu sehr zittern, sondern ihre Arbeit auf den 88 Tasten tadellos verrichten. Was alle vier Klavierschüler wunderbar schafften.
Ferner sang der Schulchor etliche Stücke, einstudiert und geleitet von Felix Thörl, der auch der Klavierlehrer der Schüler ist. Außerdem trugen die Profimusiker Thomas Schütz (Bariton), Burak Cebi (Klavier) sowie Johannes Erkes (Viola) einige gängige klassische Stücke vor, bis auf das Werk von Robert Schumann aus seinen „Märchenbildern“ allerdings alle etwas „verfremdet“. Ob Johann Sebastian Bach die Interpretation seiner Sonata Nr. 3 in g-Moll (BWV 1029), eigentlich für Viola da Gamba und Cembalo geschrieben, gefallen hätte? Erkes war sich nicht so sicher: „Bach würde uns vermutlich jetzt verklagen.“ Denn die rund 300 Jahre alte polyphone Musik bekam mit Rapper Jannis Lutze eine weitere Stimme dazu. Der kreierte spontan, aus der Situation heraus, seine moderne Melodie. Den Jugendlichen gefiel das Experiment. Überhaupt waren die Profimusiker bemüht, die Klassik in möglichst homöopathischen Dosen zu verabreichen und sie im Leben der Jugendlichen zu verorten. Die Hymne für die Champions League, die ständig in irgendwelchen Fußballstadien erklingt, wurde zwar von Tony Britten komponiert, basiert jedoch auf Händels „Zadok the Priest“, die der deutsche Barockkomponist am englischen Hofe 1727 anlässlich der Krönung Georgs II. geschrieben hat. Die Fußballhymne war offensichtlich akzeptabler als das Original.
P.S.: Wenn die Mittelschule mit Beginn des neuen Schuljahrs ins neue Schulgebäude umzieht, wird sie auch über einen eigenen Musiksaal verfügen – da machen Konzerte dann noch mehr Spaß!
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