
An diesem Vormittag nun sangen Kinder der vierten Klassen, sehr zur Freude des hohen Besuchs, zu dem auch die SPD-Stadträtin Heide Rieke, der CSU-Landtagsabgeordneter Joachim Unterländer sowie der Künstler der Tierköpfe, Franz Weidinger, geladen waren, wieder das Lied „Fuchs, Hos, Löw und Stier, Gickerl, Adler, Fabeltier“. Natürlich auf bayrisch. Der von Schuldirektorin Gabriele Bayer-Maier verfasste Liedtext greift nicht nur die Vorgeschichte der Stelen auf („Da Adler, ja da Adler/is jetzt weg vo dera Wand/wo´s Mosaik, wo´s Mosaik/guad 70 Jahr lang stand!“), sondern setzt die Bronzetiere auch in Bezug zur aktuellen Schulwirklichkeit („De Hosn, ja de Hosn/kemman noch´m Gastschiu-Gsuach/de hoppeln mit de Rolla täglich/unta´m Bahngleis durch!“).
Charlotte Knobloch gefiel die musikalische Präsentation der Stelen so gut, dass sie im Anschluss das Wort an die ernst und aufmerksam lauschenden Kinder richtete. Sie erzählte ihnen von ihrer Kindheit, damals in München, von ihrem ersten Schultag, an dem sie nicht reindurfte in die benachbarte Schule, sondern an eine Judenschule verwiesen wurde. Sie erzählte von einer schweren Zeit, in der die Kinder immer weniger wurden, bis die Judenschule ganz geschlossen wurde. Sie selbst habe nur überlebt, „weil gute Menschen mich versteckt haben“. Die Kinder sollten sich freuen, dass sie in jede Schule gehen könnten (vom Schulsprengel abgesehen) und so etwas Schönes wie heute erleben dürften. Sie, Knobloch, sei froh, dass es hier an der Schule ein Erinnern und Gedenken an die schlimme Zeit gebe, auf dass so etwas künftig nicht mehr passiere.
Anschließend ließ sich Knobloch von Reinhard Jakob, dem Vorstand des Feldmochinger Fördervereins und Historiker, noch die Entstehung des Wandmosaiks anno 1938 mit Adler, Sonne und einem Spruch aus der Geisteswelt des Nationalsozialismus erzählen. Erneut lobte sie das Feldmochinger Projekt als „hervorragend“ und „vorbildlich“. Ehe sie mit ihren zwei Bodyguards zum nächsten Termin fuhr, sprach sie die Einladung aus, dass die Kinder samt Lehrkräfte und Fördervereinsmitglieder die jüdische Synagoge am Jakobsplatz besuchen möchten. Sie werde sie gerne dort persönlich begrüßen.
P.S.: Das Stelenprojekt ist mit den offiziellen Einweihungsterminen längst nicht zu Ende. Derzeit konzipiert der Förderverein ein Buch, das wie das zur 100-Jahr-Feier der Schule kindgerecht gestaltet sein soll und in dem das ganze Material einfließen soll, das man über das Wandmosaik gesammelt hat und das bei einem Workshop der Kinder mit dem Künstler entstand. Dazu wird auch ein Schreibwettbewerb unter den Schulkindern ausgelobt werden.