In einer Jubiläumsfeier am 30. November im „Jump in“/Seniorenzentrum würdigte die Mitbegründerin und Vorsitzende von Iglu, Petra Grünwald, die unzähligen kleineren und größeren Projekte der stets ehrenamtlich wirkenden Frauen und Männer zum Wohle hilfesuchender und hilfebedürftiger Menschen in der Siedlung.
Vor 20 Jahren gelang den Ludwigsfeldern nicht nur ein ganz normaler Zusammenschluss zu einem Verein, sondern mit der Mitgliedschaft der Stadt München und des Caritasverbands etwas ganz Ungewöhnliches. Einige der ersten Mitglieder waren am Jubiläumsabend dabei: die Ehepaare Korselt, Thiel und Opatzki sowie Irene Jazenko, Anatolij Kiritschenko und Petra Grünwald.
Vielfältige Hilfsangebote
Die Vereinssatzung von Iglu, die auf den 12. Mai 1993 datiert, besagt, was sich die Vereinsgründer zum Wohle der Siedlung Ludwigsfeld alles vorgenommen hatten. Ganz am Anfang, noch 1992, so erzählt Petra Grünwald, sollte zuerst den vielen alten Menschen in der Siedlung geholfen werden, damit diese möglichst lange in ihren Wohnungen bleiben konnten. Mit einem gespendeten VW-Bus konnte der Verein den wenig mobilen alten Menschen Fahr- und Begleitdienste, einen Besucherdienst und einen Mittagstisch anbieten. Die Ausstattung des damaligen Seniorenzentrums konnte um eine Waschmaschine, eine Dusche und einen Badelifter ergänzt werden. Eigentlich ganz banale Dinge, möchte man heute meinen. Aber damals, vor 20 Jahren, waren dies für die einfachen, alten Menschen große Errungenschaften und schafften ihnen spürbare Erleichterungen! Sie hatten nun das beruhigende Gefühl, nicht allein gelassen zu sein. Unterstützt und ergänzt wurden alle Projekte vom ambulanten Dienst der Caritas in Dachau, den in Ludwigsfeld 15 Jahre lang Schwester Eva mit viel Umsicht und Einsatz vertrat.
Probleme gab es aber auch bei vielen Familien und bei Kindern, die unter anderem durch die Abgelegenheit der Siedlung benachteiligt waren. Die Aktiven von Iglu ließen es nicht an den nötigsten Hilfsangeboten fehlen. Vom Musikunterricht für Kinder, von der Hausaufgabenhilfe über Mutter-Kind-Gruppen und Freiluftschach bis zum Café Ludwigsfeld reichten die Angebote. Auch kulturelle Veranstaltungen stieß Iglu an. Diesen Part übernahm jedoch im späteren Verlauf der Verein „Kugel“.
Ringen um soziale Einrichtungen
Eine besondere Herausforderung für Iglu bedeutete die Schließung der Arztpraxis von Dr.
Fürstenberger im Jahr 2002. Nachdem die Ärztekammer den Ludwigsfeldern eine erneute allgemeinärztliche Praxis nicht zugestehen wollte, musste für die allernötigste ärztliche Versorgung wenigstens um eine Zweigstelle gerungen werden. Dies gelang, Gott sei’s gedankt, mit der Bereitschaft der Ärzte Dr. Michael und Dr. Klemm, die seitdem tageweise in Ludwigsfeld praktizieren.
Auch zahlreiche weitere soziale Einrichtungen mussten für Ludwigsfeld erstritten werden. Ohne das Zutun des BA 24 und engagierter Kommunalpolitiker wäre vieles nicht gelungen. So waren etwa das Caritas-Seniorenzentrum und der Kindergarten in Gefahr. Mittlerweile steht an der Diamantstr. ein modernes, von der Caritas betriebenes „Kinderhaus“. Die Caritas betreut übrigens schon seit 1955 die Ludwigsfelder Kinder. Die Räume des alten Kindergartens an der Granatstr. nutzt nun aber Iglu für alle möglichen Aktivitäten.
Vor sechs Jahren begann der Wandel
Ein herausragendes Kapitel in der 20-jährigen Geschichte von Iglu begann vor Jahren mit der Absicht des Bundes, die Siedlung Ludwigsfeld zu veräußern. Die anfänglichen Bestrebungen, dass doch die Stadt München Ludwigsfeld übernehme, führten auch nach wiederholten Eingaben und unzähligen Gesprächen und Beratungen zu keinem positiven Ergebnis. Voller Bedenken mussten die machtlosen Ludwigsfelder erleben, wie ihre Siedlung schließlich vor sechs Jahren an einen privaten Immobilienkonzern verkauft wurde. Immerhin gelang es Iglu mit externer politischer Unterstützung, in dem Kaufvertrag einige soziale Klauseln zum Wohle der Bewohner einzubringen. Aber, so muss Petra Grünwald mit Bedauern einschränken, eine Veränderung der Bevölkerungsstruktur ist heute deutlich spürbar. Denn der Mietpreis für mittlerweile renovierte und modernisierte Wohnungen ist bis auf 11 Euro/qm geklettert. Das können sich viele mit kleinen Einkommen oder Renten nicht leisten. Zumal die neue Eignerin, die Patrizia AG, bei ihren Mietern großen Wert auf gute Bonität zu legen scheint. Andererseits hält es Neumieter häufig nicht lange in Ludwigsfeld, weil die Wohnungen schon nach kurzer Zeit doch nicht den Ansprüchen entsprechen, die Parkplatznot sie stört oder der Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel zu wünschen übrig lässt.
Es bleibt noch viel zu tun
Derzeit macht den Ludwigsfeldern ganz besonders die Parkplatznot zu schaffen. Eine Lösung oder auch nur eine Teillösung ist zwar im Gespräch, aber sie ist bei den Bewohnern umstritten und noch längst nicht in Reichweite.
Ferner strebt Iglu gemeinsam mit dem TSV Ludwigsfeld die Renovierung der Baracke am Sportplatz mit Umkleide- und Duschkabinen an. Die Jugendlichen brauchen hier dringend eine spürbare Unterstützung, übrigens auch bei der Schaffung eines größeren Raumes als sozialen Treffpunkt.
Am Ende ihres Jubiläumsvortrags bedankte sich Petra Grünwald für Iglu und die unzähligen bisher betreuten und unterstützten LudwigsfelderInnen bei den vielen ehrenamtlichen Mitstreitern und „Problemlösern“ sowie bei den PolitikerInnen, die Iglu und der Siedlung immer behilflich waren. Schließlich bedankte sie sich auch bei den Medien, die dafür sorgten, dass die Siedlung Ludwigsfeld mit ihren Menschen und ihrer einmaligen historischen Vergangenheit in der breiten Öffentlichkeit präsent bleibt und nicht vergessen wird.
Nach dem offiziellen Teil das Vergnügen
Dem offiziellen Teil folgte ein kurzweiliges virtuoses Marionettenspiel des „Klapp-Theaters“ für Erwachsene aus Schwabhausen mit dem Titel „Boulevard of broken Stars“, eine Vorstellung von herausragender Güte. Den zwei Künstlern, Martin Prochaska mit seinen eindrucksvollen Marionetten und Thomas Nied mit seinem passenden Liedgut, gelang es sehr schnell, ihr Publikum zu bannen und mit Witz zu entzücken. Fazit: ein wunderbarer Programmpunkt in der Jubiläumsveranstaltung.
Die Interessengemeinschaft Ludwigsfeld wird auch in den kommenden Jahren alle Hände voll zu tun haben. Es sei den Aktiven weiter Kraft und Ausdauer vergönnt, zum Wohle all derjenigen, die ihrer Hilfe und Unterstützung bedürfen.
tim meint
ein phantastischer abend in münchen,aber mit bestem grünwaldflair:danke frau grünwald,weiter so!!