Nach einer kurzen Einführung von Günter Gaupp war die politische Diskussion im Vorfeld der Kommunalwahl eröffnet. Gaupp moderierte den Abend übrigens sehr gut und achtete stets darauf, dass weder Themen in Endlosschleifen zerredet wurden noch dass man im Diskussionseifer von einem Problemfeld zum anderen „sprang“.
Wilhelmine-Reichard-Str.: Verkehr bereitet Probleme
Noch steht der Gewerbehof mit 50 bis 60 kleineren Betrieben an der Wilhelmine-Reichard-Str. nicht. Noch ist das dortige Gewerbegebiet nicht komplett belegt. Aber schon jetzt bereitet der Verkehr, ob ruhend oder rollend, Probleme. Darauf machte Ernst Pertler aufmerksam, der dort eine Gewerbehalle baut mit Büros und Ausstellungsfläche. Denn die Firma Scherm Tyre & Projekt Logistik, ein Zulieferbetrieb für BMW, pflegt seine LKWs auf den Parkbuchten der Straße abzustellen, um die eigenen Stellflächen anderweitig nutzen zu können. Das ist nicht verboten, trotzdem sollten Teile des Betriebsablaufs nicht generell auf die Straße verlagert werden. Zumal die LKWs teils tagelang in der lange nach außen gezogenen Kurve stehen und damit anderen Verkehrsteilnehmern die Sicht rauben, so Pertler. Laut Auerbach kann es bei einer „Just-in-Time“-Lieferung zwar durchaus vorkommen, dass LKWs zwischengeparkt werden. Aber wenn das Unternehmen schon bei Gründung zu klein kalkuliert ist, sollten die Arbeitsabläufe nicht im öffentlichen Raum stattfinden. Der BA-Vorsitzende versprach, auf Scherm zuzugehen und einzuwirken, das Ablaufkonzept etwas anders zu gestalten. Norbert Bettinger sah auch Probleme im Zusammenhang mit dem geplanten Gewerbehof auf die Gegend zukommen. Seiner Ansicht nach sind dafür viel zu wenige Stellplätze vorgesehen. Laut Auerbach handelt es sich bei der Stellplatzrichtlinie allerdings um eine staatliche Vorgabe, über die sich die Stadt München nicht hinwegsetzen und mehr fordern dürfe. Hohenadl, selbst in der Lerchenau wohnhaft, räumte zwar ein, dass die Situation „sehr brisant, aber momentan nicht lösbar“ sei. Sein Vorschlag, erst einmal zu warten, bis das Gewerbeareal fertig ist, stieß auf wenig Gegenliebe bei den Zuhörern.
Haltestelle Schittgablerstr.: Ampelschaltung verärgert weiter
Sehr viel Unmut erregt nach wie vor die Ampel beim Kreuzungsbereich Lerchenauer- / Wilhelmine-Reichard-Str., die bereits Ende Oktober Anlass eines Ortstermins war (siehe Lokal-Anzeiger 22/2013). Nach wie vor verharrt die Ampel an der Lerchenauer Str. hartnäckig für die Autofahrer auf Grün, wenn ein Bus gen Olympiazentrum anrollt. Das jedoch hat MVG-System: So kann der Bus garantiert nach dem Aus- und Einstieg der Fahrgäste weiterfahren und muss nicht gleich an der Ampel wieder stoppen. Das kommt zwar der Pünktlichkeit des Busses zugute, nicht aber
der Gesundheit verspäteter Fahrgäste, die an der Ampel stehen und unter Einsatz ihres Lebens über die viel befahrene Lerchenauer Str. zum Bus rennen, um den Bus. Weil aber in der ganzen Stadt der öffentliche Nahverkehr aus Gründen der Präzision Vorfahrt genießt, dürfte laut Auerbach hier ein individuelles Abweichen schwierig werden. Die Ausfahrt aus der Tiefgarage an der Lerchenauer Str. 148 sollte übrigens ab Frühjahr besser klappen. Dann wird die Haltelinie der linken Spur etwas nach hinten verlegt.
Waldmeisterschule: Wohin mit den Kindern vom Oberwiesenfeld?
Ausgiebig wurde das Thema Waldmeisterschule diskutiert. Sie platzt bekanntlich schon heute aus allen Nähten. Derzeit ist sie mit 237 Kindern in elf Klassen nahezu dreizügig und fürs neue Schuljahr liegen bereits über 70 Anmeldungen vor, so Schulleiterin Claudia Frey. Eigentlich müssten drei Eingangsklassen gebildet werden. Doch es fehlt ein Klassenraum. Handarbeits- und Musikzimmer wurden schon vor Jahren „geopfert“. Und für eine „mobile
Schulraumeinheit“, so erfuhr Frey vom Schulamt, habe sie sich zu spät gemeldet. Das Raumproblem wird sich zum Schuljahr 2015/16 gar zuspitzen. Dann werden auch die Kinder vom Neubaugebiet am Oberwiesenfeld, Stichwort Superblock mit 410 Wohnungen, in diese Schule gehen.
Doch es fehlen nicht nur Klassenräume. Auch die Betreuung der Kinder am Nachmittag ist für viele arbeitende Eltern bereits heute ein drängendes Problem, wie eine Lerchenauerin vom Löwenzahnweg berichtete. Es gebe in der Lerchenau praktisch keinen Hortplatz, mit einer Mittagsbetreuung allein sei den meisten Familien nicht geholfen. Viele Lerchenauer befürchten darüber hinaus, dass wegen des mit 2 km langen und gefährlichen Schulwegs entlang der Moosacher Str. Eltern ihre Sprösslinge per Auto zur Schule bringen werden. Damit werde der Verkehrsdruck in der Lerchenau weiter zunehmen.
Etliche Lerchenauer plädierten deshalb dafür, die Kinder vom Oberwiesenfeld an die nahe Nadi- oder die Dieselschule zu schicken. Doch laut Auerbach lässt sich die Nadischule nicht mehr erweitern und gegen die Dieselschule sprach zum einen der äußerst gefährliche Schulweg entlang der Moosacher Str. mit Querung der Landshuter Allee. Zum anderen habe man ihm mitgeteilt, dass auch diese Schule nicht mehr erweiterbar sei. Und überhaupt mache die Sprengeleinteilung, so erläuterte Auerbach, nicht das Münchner Referat für Bildung und Sport, sondern das staatliche Schulamt. Nichtsdestotrotz waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig, dass die vom Schulreferat für 2015/16 versprochenen vier Schulcontainer auf dem Schulgelände nur eine Übergangslösung sein können. Die Schule müsse so umgebaut werden, dass sie für die nächsten Jahrzehnte ausreiche und einen Ganztagesbetrieb ermögliche. In diesem Zusammenhang kritisierten viele, dass die Stadt in Sachen Schulen nicht vorausschauender agiere. Schließlich seien diese Kinder ja schon einige Jahre auf der Welt. Bis die Grundschule saniert sei, seien sie längst im Gymnasium.
DB-Nordring-Unterführung: Ein Muss für die Schulkinder
In diesem Zusammenhang wurde auch die seit langem geplante Fuß-/Radwegunterführung unterhalb des DB-Nordrings auf Höhe der Straße Am Haselnußstrauch thematisiert. Mit dieser Unterführung werden die Kinder vom Oberwiesenfeld gefahrlos und schnell in die Lerchenau gelangen. Aber auch die Lerchenauer im Süden werden damit schneller zur U-Bahnstation Oberwiesenfeld kommen. Die Zuhörer wollten daher von den Lokalpolitikern wissen, warum schon die Planung der Unterführung so lange dauere und wann endlich mit der Unterführung zu rechnen sei. BA-Vorsitzender Auerbach erläuterte, dass die Langwierigkeit der Verhandlungen zum einen daran liegt, dass hier drei Beteiligte – das Eisenbahnbundesamt, das Münchner Planungsreferat und die DB Bahn – mit drei unterschiedlichen Interessenlagen und wieder anderer Prioritätensetzung am Verhandlungstisch sitzen. Zudem müsse ja auch während des Baus der Bahnbetrieb weitergehen. Beziehungsweise die DB Bahn muss den Betriebsablauf umstellen. Immerhin stehen laut Auerbach die Verhandlungen vor einem ersten Abschluss. Bauherr ist demnach die DB Netz und zahlen muss die Knorr Bremse. 2018, so Auerbachs vorsichtige Schätzung, könnte die Unterführung ihrer Vollendung entgegenstreben.
Kürzungen im Schwabinger Krankenhaus: Ist der Norden tangiert?
Mit der Frage nach der künftigen medizinischen Versorgung im Münchner Norden, wenn am Schwabinger Krankenhaus Betten und Personal eingespart werden, streiften die Lokalpolitiker kurz Stadtratsgefilde. Auerbach: In den städtischen Krankenhäusern wird die Versorgung für alle nach wie vor sichergestellt sein, die Stadträte haben das im Blick. Hohenadl: Die städtischen Kliniken haben durch Missmanagement in den letzten Jahren einige Hundert Millionen Euro „versenkt“. Aber, ausgestattet mit einem professionelleren Management, möchte auch der FDP-Mann die Kliniken weiter in städtischer Hand belassen und nicht privatisieren.
Eggarten: Auf Lerchenau-Niveau oder wie in der Amalienstr.?
Ein letzter großer Schwerpunkt war die Bebauung des Eggarten, bei dem der BA derzeit „zum Abwarten verdammt“ ist, so Auerbach. Denn nach wie vor verhandelt der Immobilienriese CA Immo mit dem Bundeseisenbahnvermögen, dem noch etliche Grundstücke im Eggarten gehören.
Auerbach hält eine Bebauung des Areals mit drei- bis vierstöckigen Häusern für „kein Kapitalverbrechen“ und bemühte zum Ärger einiger Zuhörer den Vergleich mit der Amalienstr. Nach seiner Vorstellung sollte bei der Bebauung des Eggarten von dessen Geschichte „substanziell“ etwas erhalten bleiben, alte Häuschen mit guter Bausubstanz etwa oder Grüngehölzbestände. Von tabula rasa halte er nichts, „Fragmente gehören zur Geschichte“, so sein Appell.
Christine Lissner plädierte dafür, das alte Straßenraster in Form von Wegeverbindungen ebenso zu erhalten wie alte Gebäude und möglichst viel Grün. Damit sei nur eine kleinteilige Bebauung möglich. Johann Hohenadl hält eine dichtere Bebauung als in der Lerchenau – sprich E + 1 + D – „für eigentlich nicht gerechtfertigt“, wobei er zu bedenken gab, dass man 10.000 neue Wohnungen pro Jahr benötige und diese Vorgabe auch an Feldmoching und der Lerchenau nicht vorbeigehe.
Daran schloss sich noch eine kurze, generelle Debatte darüber an, wie sich die Lokalpolitiker die Zukunft Münchens vorstellen, sprich wie viel Zuzug München, die schon heute am meisten verdichtete Stadt Deutschlands, noch verträgt. Hohenadl: „Zuzug ist für München nicht schön, aber die kommen, ob wir wollen oder nicht“. Stichwort: Freizügigkeit innerhalb der EU. Hohenadl plädierte für „sachte“ Veränderungen, sonst sei der Münchner nicht zufrieden. Und er möchte Freiräume etwa in Freiham und Daglfing nutzen. Bettinger sprach sich dafür aus, die Kasernenflächen nicht nur jahrelang zu planen, sondern endlich zu bebauen. Und er kann sich vorstellen, dass die Stadt künftig im Rahmen regionaler Konzepte mit den Randgemeinden „nach außen“ wächst. Lissner wiederum ist dafür, im Stadtgebiet und Speckgürtel nicht immer neue Gewerbegebiete auszuweisen, sondern diese lieber in strukturschwache Gebiete zu geben.
Und nachdem zwischenzeitlich der FC Bayern mit einem Tor in Führung gegangen war, traten Zuhörer wie Gesprächsteilnehmer recht versöhnlich gegen 10 Uhr, passend zur zweiten Halbzeit, den Heimweg an.