
Viel Zeit ist nicht mehr: Die äußerst sehenswerte Ausstellung „Das DP-Lager Schleißheim“ im 2. und 3. Stock des Kulturzentrums 2411 ist nur noch bis zum 6. Februar zu besichtigen. Wer also nicht weiß, was er bei dem schlechten Wetter unternehmen soll, das nun wirklich nicht zu großartigen Aktivitäten im Freien einlädt, sollte seine Schritte am Wochenende einfach einmal dorthin lenken.
Die Ausstellung, erarbeitet von Klaus Mai in Zusammenarbeit mit dem Kulturhistorischen Verein und der Münchner Volkshochschule, schildert auf 60 Tafeln anhand von Fotos und Dokumenten das Schicksal und Alltagsleben der Bewohner des längst verschwundenen DP-Lagers im Waldstück am Südrand des Korbinianiholzes, im sogenannten Frauenholz, am nördlichsten Zipfel des heutigen Hasenbergls.
Dieses Barackenlager nahm unter allen Lagern für sogenannte Displaced Persons eine Sonderstellung ein. Nachdem man die Mitarbeiter der Fliegertechnischen Schule, für die 1937 die Baracken unter den Föhren errichtet worden waren, Anfang April 1945 evakuiert hatte, zogen dort im August sogenannte Displaced Persons (DP) ein, Russen und Ukrainer zumeist – Entwurzelte, Verschleppte, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, ehemalige KZ-Häftlinge. Sie warteten wie die vielen Leute in anderen Lagern – 1945/46 gab es 9,5 bis 10 Millionen DPs! – auf ihre Rückkehr in die Heimat.
Das Lager war ein „Russland im Kleinen”, fast ausschließlich „antikommunistisch” und mit verschiedensten Einrichtungen ausgestattet: Lagerrat, Radiosender, Theater, Universität, Gymnasium, Schulen, Kunst- und Fotoschule, Kindergärten, Altenheim, Krankenhaus, Druckerei etc. Die Ausstellung zeigt, wie das Leben im Frauenholz damals wirklich war und präsentiert auch die Bilder dreier Maler, die zur damaligen Zeit im Lager lebten und den Barackenalltag sowie die Umgebung mit dem Pinsel festhielten: Johann Naha, Nikolaj Tschisevkij und Wladimir Krivsky, der besonders gelungene Bilder beisteuerte.