
Die „globale“ Verfremdung der deutschen Sprache im allgemeinen liegt heute in aller Munde. Aber wie sieht es mit den heimatlichen Mundarten aus?
Mit der bairischen Hochsprache wie auch mit den zahlreichen süddeutschen Dialekten, etwa in Altbayern, Franken und Schwaben? Deren Rückgang im alltäglichen Sprachgebrauch, vor allem in den städtischen Räumen, und deren „Verflachung“ in Wort- und Satzform sind seit Jahren besorgniserregend. Unzähligen Kindern ist heute die heimische Mundart fremd, selbst auf dem Land! Es geht sogar so weit, dass Eltern oder Lehrer ihnen das Bairische untersagen.
Selbst wenn die Eltern untereinander noch Bairisch reden, wechseln sie häufig im sprachlichen Umgang mit den Kindern ins Hochdeutsche beziehungsweise ins Schriftdeutsche. Wer hat es ihnen nur eingeredet, dass Kinder in der Bildung zurück bleiben und später schlechtere Bildungs- und Berufschancen haben, wenn sie neben dem Schriftdeutsch auch Bairisch lernen und reden?
Genau das Gegenteil ist der Fall. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder und Jugendliche Lern- und Entwicklungsvorteile haben, wenn sie von Klein aauf neben dem Schriftdeutsch das Bairische (beziehungsweise Fränkische oder Schwäbische) lernen und auch täglich gebrauchen! Und die Kinder haben ihre Freude daran, bairisch zu reden und zu singen!
Zuzug und Urbanisierung auch in Feldmoching
In Feldmoching wird seit Menschengedenken bairisches Brauchtum gepflegt, genau wie in unzähligen anderen Städten und Gemeinden. Dazu gehört auch die Pflege der bairischen Sprache sowie des bairischen, heimatlichen Liedgutes in der Mundart. Volksmusik- und Gesangsgruppen traten schon immer zu privaten Anlässen auf, aber auch auf Vereinsebene oder etwa bei heimatlichen Stammtischen (etwa den Hoagartn).
Aber seit dem großen Wirtschaftsaufschwung nach dem Krieg richten sich die Interessen der Menschen – gerade auch der Jugend – mehr aufs „Globale“, aufs international Weltläufige, auf Reisen wohin auch immer auf der Welt. Das Heimatgefühl und damit auch die heimatliche „Muttersprache“ Bairisch wurden als zweitrangig und nicht mehr zeitgemäß empfunden. Hinzu kamen die allgemeine Urbanisierung der Lebensräume und der fast ungebremste Zuzug Fremder aus allen Himmelsrichtungen. Die Menschen waren gar stolz auf ihre vermeintliche Errungenschaft des „Denglisch“, man fühlte sich im internationalem Flair des Jetset gleichfalls kosmopolitisch.
Diese Privatinitiative kann sich sehen lassen
In dieser Umbruchsituation regten sich erste Bemühungen, das Hergebrachte, die heimatlichen Werte in Kultur und Sprache, weiteren Generationen zu erhalten und etwas gegen deren unwiederbringlichen Verlust zu tun.
Zu diesen „unruhig“ Gewordenen zählt bereits seit rund 30 Jahren der geborene Niederbayer und in Feldmoching lebende Gerhard Holz. Er nahm sich vor rund zehn Jahren vor, künftig noch etwas mehr zu tun als bisher. Im Millenniumsjahr wurde die Idee geboren, in Feldmoching die feste und nachhaltige Einrichtung eines Mundartstammtisches zu starten. Gesagt, getan – schon am 20. Februar 2001 konnte Holz im Feldmochinger Hof zu seinem ersten, privat organisierten Mundartstammtisch eine Schar von fast 50 gleichgesinnten Gästen begrüßen. Es ging in erster Linie darum, heraus zu finden, wie sich seine Gäste derartige regelmäßig wiederkehrende Abende vorstellten und ob sie konkrete Wünsche und Anregungen hätten.
Es wurde lebhaft diskutiert und der „Feldmochinger Zwoagsang“ gab unter der Begleitung vom Spari Heinz mit seiner Diatonischen auch schon mal einen ersten Vorgeschmack auf den Verlauf eines derartigen Abends. Schon die folgenden Stammtischabende (bis zum heutigen Tage privat organisiert und eintrittsfrei) unter dem Motto „Boarisch gredt, gsunga und gspuit“ zeigten mit vollem Haus und bester Stimmung der Gäste, dass die Idee erfolgreich aufging.
An den ersten drei Abenden übernahmen das „Gsunga“ noch der Feldmochinger Zwoa- und der Dreigsang. Danach bereicherten geladene Gäste das Programm – weniger und gut bekannte Volkssänger, Gstanzlsänger und alle, die ihre Mundart in volkstümliches Liedgut kleiden konnten. Daraus entwickelte sich sehr schnell ein begeistertes, gemeinsames Singen aller Gäste bei einer „Bairischen Singstunde“ oder einem zünftigen „Singen im Wirtshaus“. Ein jeder Gast war damit aktiv beteiligt.
Der dritte Part „Gspuit“ der Stammtischabende wird von Musikgruppen aus der Umgebung, von Schauspielern, Kabarettisten, Liedermachern und weiteren gestaltet.
Jubiläumsstammtisch im Februar
Eine vor zehn Jahren gestartete Idee zum Erhalt und zur Pflege der bairischen Sprache und Dialekte konnte in Feldmoching mit viel persönlichem Engagement seitens Holz Gerhard und seinen späteren Mitstreitern zu einem dauerhaften Erfolg geführt werden. Heute ist die Veranstaltungsreihe „Boarisch gredt, gsunga und gspuit“ vier Mal jährlich im Feldmochinger Hof fester und beliebter Bestandteil des hiesigen Kulturkalenders.
Der Jubiläumsstammtisch „10 Jahre boarisch gredt, gsunga und gspuit“ findet übrigens am 24. Februar um „½ 8 Uhr auf`d Nacht“ im Feldmochinger Hof statt. Für ein heiteres, kurzweiliges und vielseitiges Programm werden die singende Mundartkünstler Barbara Lexa und ihr Mann Rupert Frank als „Mundartissimo“ sowie der Kabarettist Martin Wichary als „Wiggerl“ mit seinem „Boarisch Kabarett“ sorgen.
Zum Schnappschuss: Veranstalter Gerhard Holz (rechts) mit seinen Schauspielergästen, Martin Wenzl (Mitte) und Werner Rom (links)