
Wer sich die täglichen Verkehrsströme oder besser gesagt die Verkehrsstaus auf der Feldmochinger Str. anschaut, insbesondere zu Tageszeiten mit sehr hohem Verkehrsaufkommen morgens bis zum späten Vormittag und nachmittags ab etwa 15 Uhr, der kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser ehemals so geschichtsträchtige Ort mit seinem „charmanten dörflichen Charakter“, wie es ja immer wieder so gern in politischen Sonntagsreden herausgestellt wird, allein wegen der Verkehrsflut längst seinen Charme eingebüßt hat. Das Altdorf Feldmoching ist mittendrin, sich mit Neubauten zuzubauen, ohne dass dafür die Verkehrsinfrastruktur geschaffen wurde und wohl in weiterer Zukunft auf sich warten lassen wird. Teile Feldmochings parken sich selbst zu.
Schauen wir nicht zuerst auf die langwierigen Kanalbaumaßnahmen in der Pflaumstr. und auf die sich folglich verzögernden Anschlussmaßnahmen in der nördlichen Feldmochinger Str. Derartige Baumaßnahmen – nicht die unverständlichen Verzögerungen! – müssen wir hinnehmen, sie sichern die Lebensqualität im Wohnort. Die wahren Probleme liegen tiefer und potenzieren sich langfristig.
Feldmoching wächst, die Infrastruktur nicht
Die Feldmochinger Str. ist nicht mehr die Dorfstraße von einst. Heute ist sie nach der Ingolstädter- und der Schleißheimer Str. eine der wichtigsten Nordsüd-Verbindungen im Münchner Norden beziehungsweise im 24. Stadtbezirk. Doch selbst das stetig angewachsene Verkehrsaufkommen der zurückliegenden Jahre führte in der Feldmochinger Str. nicht zum Verkehrsinfarkt. Heute ist dieser Zustand erreicht, zumindest während einiger Stunden an Werktagen. Die ärgerliche Baustelle in der Pflaumstr. hat diesen Zustand nur noch verschlimmert. Denn: Das eigentliche Problem sind die mittlerweile unzähligen beiderseits der Feldmochinger Str. parkenden Autos und eine offenbar nicht ausreichende Verkehrsregelung. Dabei ist
auffällig, dass mittlerweile die erhöhten Fußwege, insbesondere auf der Ostseite der Straße, zu einem beträchtlichen Teil dreist zugeparkt werden. Die Fußgänger haben das Nachsehen; Rollstuhlfahrer, Mütter mit Kinderwagen und gehbehinderte Menschen mit Rollator sind hier wegen Enge eh tabu. Der kritischste Straßenabschnitt liegt etwa zwischen der Kinderkrippe in Haus Nr. 373 (früher Netto-Markt) und der ampelgeregelten Einmündung der Josef-Frankl-Str. auf Höhe der Kirche. Hier sind
auf der Westseite in kurzer Zeit auf den Arealen früherer Bauernhöfe (Vettermelcherhof, Neuner- und Stofferlhof) große Wohnneubauten entstanden beziehungsweise sind noch im Bau. Weitere Baumaßnahmen (die ja allesamt sehr zu begrüßen sind, weil sie neuen Wohnraum schaffen) sind in absehbarer Zeit auf dem Gelände südlich der Kirche gegenüber dem alten Gemeindehaus (ehemals Sommer) zu erwarten. Wenngleich Auflagen für jede Wohnung einen Stellplatz vorschreiben, so bleiben doch die vielen Zweitwagen (und gar Drittwagen) der Familien, die einfach auf der Straße geparkt werden. Parkbuchten? Fehlanzeige! Wenn die Planungsbehörde sich nach wie vor an die alte Baulinie direkt zum Fußweg hält, bleibt schlicht kein Platz für eigentlich notwendige Parkbuchten. Erschwerend kommt bei der Feldmochinger Str. hinzu, dass fehlende Nebenstraßen keine Parkraumentlastung bieten.
Die Feuerwehr braucht im Alarmfall freie Straßen
Schon heute haben besonders die großen Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Feldmoching oft größte Probleme, schnell aus dem ehemaligen Gemeindehaus auszurücken, zügig zum Einsatzort zu fahren und hernach wieder flott in die Station einzurücken. Die Fahrzeuge bleiben schlicht stecken, die Verkehrsteilnehmer können ihnen mangels Platz keine Fahrstraßen frei machen. So müssen die Feuerwehrfahrer, die ja keine LKW-Profis, sondern wie die anderen Feuerwehrler Freiwillige sind, in komplizierten Manövern und anstrengenden Slalomfahrten versuchen, mit den schweren Einsatzwagen irgendwie durchzukommen. Ein unhaltbarer Zustand – der vielen erst dann bewusst werden könnte, wenn eines Tages der Stadtbezirk von einer wirklich großen Brandkatastrophe oder einem schweren Unfall heimgesucht würde. Schließlich geht es bei jedem Einsatz darum, Leben zu retten und Werte vor der Vernichtung durch Feuer oder Wasser zu schützen.
Auch die Bauern kommen kaum noch durch
Auch die anliegenden landwirtschaftlichen Betriebe sind im dichten Verkehrsaufkommen mehr und mehr mit ihren großen Bulldogs und (erlaubten) überbreiten Maschinen behindert. Insbesondere im Frühjahr und zur Getreide-, Kartoffel- und Maisernte gibt es für sie nur ein erschwertes Durchkommen. Wenn dann auch noch Paketzusteller für die Online-Shopper alternativlos in zweiter Reihe parken, um die Pakete auszuliefern, geht überhaupt nichts mehr.
In den Nachbarstraßen gleichfalls drangvolle Enge
Das alltäglich über Stunden andauernde Verkehrschaos auf der Josef-Frankl-Str. und im Kreuzungsbereich zur Feldmochinger Str. ist hinreichend bekannt. Dann stecken auch die blauen Stadtbusse fest und können ihre Fahrzeiten nicht einhalten. Getoppt wird dieses Chos von schweren Lastzügen, die auch noch meinen, sich durch das Nadelöhr hindurchzwängen zu müssen.
Die schmale Ponkratzstr. zwischen der Feldmochinger und der Lerchenauer Str. hätte wohl besser beidseitig von parkenden Autos freigehalten werden müssen (siehe allerdings Lokal-Anzeiger 23/2014, Seite 2): Im Parkbereich vor dem ehemaligen „Scharfen Eck“ sind Fahrzeugbegegnungen immer kritisch, das einseitige Parkverbot auf 15 m reicht nicht aus. Für Einsatzfahrzeuge im Alarmfall ist dieser Straßenabschnitt in jedem Fall ein Flaschenhals.
Auch die Lerchenstr. ab Kreuzung Josef-Frankl-Str. in südliche Richtung wurde und wird immer mehr beidseitig zugeparkt. Hier fällt auf, dass die Straße zum Bahnübergang hin mehr und mehr zum Abstellplatz für Wohnwagen, für gewerbliche Anhänger und LKWs mutiert. Fahrzeugbegegnungen sind in diesem Abschnitt längst kritisch. Die schweren Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr kommen im Alarmfall auch hier oft nur noch in Slalomstil einigermaßen zügig voran. In der Hoffnung, dass die Verkehrsteilnehmer, denen sie begegnen, wissen, dass Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht absolute Vorfahrt haben!
Es muss etwas geschehen mit den geparkten Autos
So wenig Verständnis dies bei den betroffenen Fahrzeugbesitzern finden mag: Wenn keine kommunalen Entlastungsmaßnahmen allein durch eine restriktive Parkordnung getroffen werden (können), müssen kommunale VerkehrsplanerInnen eben ernsthaft darüber nachdenken, ob sie ein ungeregeltes Parken, zumindest in den sehr stark frequentierten Straßen beziehungsweise abschnittsweise, noch länger mit ihrer Verpflichtung zur Schadensverhütung verantworten können. Folge der Reglementierung: mehr Fahrzeuge müssten, von den Straßen weg, auf privatem Grund parken. Ob Kommunalpolitiker ihre Scheu vor unpopulären Maßnahmen überwinden werden?
Gerhard Beck meint
Wie Sie richtig schreiben, ist das Parkproblem eine Folgeerscheinung der „Wohnraumverdichtung“. Meiner Meinung nach lässt sich das Problem nicht nur durch Verbote und Reglementierungen lösen, die Autos sind nun mal da und müssen irgendwo hin. Das eigentliche Problem ist doch, dass es keine Ortsumgehungsstraßen in Nord-Süd-, als auch in Ost-West-Richtung gibt.So bleibt den Pendlern nichts anderes übrig, als die bestehenden, zu engen Straßen zu benutzen. Diese sind für dieses Verkehrsaufkommen nicht ausgelegt. Das ist nicht nur die Feldmochinger Str. sondern insbesondere auch die 30-Zone in Ost-West-Richtung (Dülfer- und Herbergstr., wenn die Pflaumstr. wieder auf ist). Hier fehlt dringend ein Umgehungskonzept. Durch die geplanten Wohnungs-Neubauvorhaben wird sich die Gesamtsituation sicher noch weiter verschlechtern.
Max Bürger meint
Seit 25 jahren fallen mir diese Gehweg-Parker in der Feldmochinger straße auf. Also wirklich nichts Neues. Mich wunderte es immer schon, wie es sein kann, dass die Polizei nicht schon lange tätig wurde, dies Ordnungswidrigkeiten zur Anzeige zubringen.
Also ein Mißstand bei dieser Behörde. Aber auch bei den Anwohnern: die Höfe mit Zufahrten zur Feldmochinger Straße sind seltsamer Weise meißt nicht zugeparkt, sondern oft frei. In ganz München werden die Hausbesitzer mit der Stellplatzverordnung geplagt, die hilft, dass private Parkplätze bei Bauanträgen und Umnutzungen entstehen. Wieso geschieht das in der Feldmochinger Straße nicht ausreichend? Wieder ein Mißstand bei einer anderen Behörde.
Die Besitzer und die Vermieter müssen halt mal investieren und Platz schaffen. Sie sind es die profitieren. Notfalls mit dem Bau einer Tiefgarage, wie in vielen Orten üblich. Es geht aber nicht an, das Problem der Stadt vor die Füße zu kippen und den Steuerzahler für neue Straßen oder Parkflächen zur Kasse zu bitten!