
Die Leistung des Feldmochinger Volkstheaters, das seit 1960 alljährlich fast ausnahmslos im Frühjahr und Herbst ein Theaterstück zur Aufführung bringt und damit seinem treuen Publikum einen heiteren Abend beschert, kann heutzutage gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. In Zeiten, da viele beruflich sehr einspannt sind, da es „in“ ist, in der Freizeit „lebe schön“ zu machen, gigantische „Events“ zu besuchen und möglichst weit zu verreisen, wirkt es fast schon anachronistisch, dass sich Schauspielbegeisterte finden, die bereit sind, sich abends und am Wochenende mit Textbüchern herumzuschlagen, Rollen auswendig zu lernen und dann auch noch bühnenwirksam darzustellen.
„Unguate Nachbarn“ stammt aus der Feder von Felix Buchmair, der am Premierenabend auch anwesend war. Die Komödie spielt in einem kleinen Dorf, wo der Nebenraum einer Gastwirtschaft zugleich Amtsstube des ehrenamtlich tätigen Bürgermeisters und Wirts ist (dargestellt von Erwin Weingärtner). Der geht seinen Amtsgeschäften zwischen 10 und ½ 12 Uhr nach, dann kommandiert ihn seine resolute Kellnerin und Köchin Fanni, die mit ihren „Ultraschallohrwatschln“ via Durchreiche in die Amtsstube alles mithört und entsprechend deftig kommentiert, in die Wirtsstube ab, damit er ihr beim Fasslheben und bei der Bewirtung der Gäste helfe. Die Rolle der zupackenden und kräftig austeilenden Fanni ist Michaela Knoblauch wie auf den Leib geschnitten. Herrlich!
Die fragile Beschaulichkeit des Orts wird nun gestört durch die Ankunft eines Neubürgers, eines Zuogroasten, eines Preußn, nein eigentlich eines Sachsen (Detlef Thiemann). Der will hier einen beschaulichen Lebensabend verbringen und hat für eine Stange Geld („der is sauber glöffelt wordn, 200.000 Euro für die Bruchbudn!“, so die Einschätzung der Einheimischen) ein altes Häusl gekauft. Emil Kasilke ist sein Name. Doch den wollen oder können sich die Hiesigen einfach nicht merken. Besonders der Lippl, der Totengräber und Maulwurffänger, von allen nur abschätzig „Schernfanger“ genannt (Sepp Haider), weil er ein unleidliches, ungutes Mannsbild ist, ein „amtlicher Unruhestifter“, dem es „am Charakter und am Hirn fehlt“, schießt sich gleich auf seinen neuen Nachbarn ein: Er beschmiert dessen Türklinken mit „Hennadreck“, bindet seinen Hahn an einen Pflock direkt vorm Schlafzimmer von Kasilke an, auf dass das Tier sich morgens um 4.45 Uhr die Seele aus dem Leib brüllt, weil es nicht hinter den Hennen her kann. Und die Fuhre Mist, abgestellt am Gartenzaun des Herrn Kasilke, verbessert das Klima zwischen den beiden auch nicht. Gut nur, dass es die Bäuerin Resi (Christa Holzer) gibt, die von Emil Kasilkes feinem Wesen eingenommen ist. Und der sieht natürlich auch in ihr sofort die verheißene Frau fürs Leben, auf dass er sich, mit Lederhosn, blauweiß kariertem Hemd und rotem Tüchl ausstaffiert, gleich der bayerischen Brauchtumspflege hingeben möchte und frühmorgens bei der Resi fensterlt. Mit unangenehmen Folgen für den Allerwertesten. Doch der patente Doktor Andi Kneißl (wie immer klasse: Maximilian Zuleger) verarztet ihn aufs beste und nachdem noch ein übles Gerücht, natürlich verbreitet vom Lippl, aus der Welt geschafft ist, herrscht im Dorf wieder Frieden. Und darüber hinaus haben sich neben der Resi und dem Kasilke auch noch der Doktor und die Sekretärin Evi (Manuela Schuster) gefunden. rer
Weiter wirken mit: Franz Steiner (Bühnenbau), Fritz Jenewein (Bühnenmalerei), Georg Hölzl (Bühnenausstattung & Requisiten), Alfred Nespor & Harry Müller (Technik), Manuela Schuster (Maske) & Brigitte Dürr (Maske, Kostüme, Souffleuse).
Fotos: Stefan Knoblauch, Renate Regnet-Seebode
Georg Hölzl meint
Hallo Frau Regnet,
eine tolle Idee, die Bildergalerie zur Premiere.
Eine sehr kompetente Beschreibung der Aufführung.
Vielen Dank!
Georg Hölzl