Am Montag nach dem 1. Adventssonntag fragte ein junger Mann in der Kundenschlange vor dem Feldmochinger Postschalter, für alle Anwesenden recht gut hörbar, eine neben ihm stehende junge Frau danach, warum denn die Stadt München heuer keinen Christbaum auf dem hiesigen „Marienplatz“ mit den drei Denkmälern und dem Zwerglbrunnen aufgestellt habe. Wolle denn die Stadtverwaltung nun auch schon am Christbaum im nördlichen Stadtteil sparen, so der junge Mann.
Nachgang zu dieser kleinen Geschichte: Keiner der anstehenden Postkunden konnte ihm diese Frage beantworten. Hier besteht Erklärungsbedarf, so kurz vor Weihnachten, meint der Schreiber dieser Zeilen.
Beginnen wir mit der grundsätzlichen Frage: Also, in Feldmoching hat die Stadtverwaltung München noch nie, weder im Vorjahr noch in den zurückliegenden Jahrzehnten, einen Christbaum aufgestellt. Und zwar weder am „Marienplatz“ noch anderswo im Stadtbezirk. Dies trifft auch für den von vielen Bürgern so „liebgewonnenen“ Walter-Sedlmayr-Platz zu, wobei es hier allerdings eine andere Vorgeschichte gibt.
Immer wieder haben engagierte Feldmochinger, vornehmlich aus der Bauernschaft – so schon vor Jahrzehnten der einstige Ortsobmann Georg Angermeir (gestorben am 30. Mai 1986) –, mit den zuständigen Gremien beziehungsweise den Damen und Herren der Landeshauptstadt München darum gerungen, dass die Stadt nicht nur auf dem Münchner Marienplatz und auf anderen Münchner Plätzen Christbäume verschiedenster Größen aufstellt und mit Lichterkerzen beleuchtet, sondern dies ganz selbstverständlich auch auf dem Feldmochinger „Marienplatz“ zu einer Tradition werden lässt. Vergeblich. Dabei blieb es bis zum heutigen Tage.
Damals beschlossen Feldmochinger Bauern, künftig selbst Hand anzulegen. Denn auf den historischen und ortsbildprägenden „Marienplatz“ , in Sichtweite zur altehrwürdigen Kirche St. Peter und Paul mit ihrer viele Jahrhunderte alten Geschichte, gehört nun mal zur Advents- und Weihnachtszeit ein beleuchteter Christbaum, und zwar, wie es die Tradition verlangt, bis mindestens zum 6. Januar, dem heiligen Dreikönigstag.
Quasi seit Menschengedenken stellen nun alljährlich Mitglieder der Feldmochinger Bauernschaft einen Christbaum im Bereich der südlichen Spitze des Marienplatzes – direkt vor dem Zwerglbrunnen auf und schmücken ihn mit einer Lichterkette. In früheren Jahren spendeten Garten- beziehungsweise Grundbesitzer gern einen Baum für diesen „gemeinnützigen“ Zweck. Mittlerweile jedoch sind die Fichten aus den meisten Gärten verschwunden. Heute sind maximal noch Übergrößen im Angebot, die jedoch für diesen Standort nicht geeignet sind. Den diesjährigen Baum musste die Feldmochinger Bauernschaft bereits am Markt kaufen. Denn der Christbaum auf dem „Marienplatz“ darf nicht zu klein sein, aber auch nicht die drei Denkmäler total überragen und damit verdecken.
Alle Jahre jedoch gibt es Kritik: Der Baum sei zu klein oder zu groß, zu schief oder zu buschig … Dazu die Kritik an der Beleuchtung: Die einen finden, es seien viel zu viele Kerzen, für die anderen sind es zu wenige. Das erinnert daran, wie kritisch die MünchnerInnen alljährlich ihren großen Christbaum auf dem Marienplatz beäugen – vor allem die recht windigen Stangerl der letzten Jahre. Andererseits ist es doch schön, dass sich die Menschen bei aller vorweihnachtlichen Hektik für den Christbaum am Marienplatz Zeit nehmen!
Wann durfte der Baum erstmals erleuchtet werden?
Auch der Zeitpunkt, wann der Christbaum aufzustellen und zu beleuchten ist, war bereits in früheren Zeiten immer mal wieder Gegenstand von Streitereien. In München erstrahlen die öffentlichen Christbäume erstmals am Samstag vor dem 1. Advent. Dies wollte der frühere Ortspfarrer von St. Peter und Paul Toni Wolf (in Feldmoching vom 1. Mai 1984 bis zum 26. Juli 1996) – so ist es überliefert – für Feldmoching nicht gelten lassen. Ein Christbaum erstrahle in seinem festlichen Glanz erstmals zu Heiligabend, und nicht einen Tag früher, so der gestrenge Herr Pfarrer.
Dies wollten zahlreiche Feldmochinger BürgerInnen, vor allem die für den Baum verantwortlichen Bauern, überhaupt nicht einsehen. Also musste ein Kompromiss her, dem sich schließlich auch der Herr Pfarrer beugte. Seit damals wird der Baum alljährlich am Samstag vor dem 2. Adventssonntag aufgestellt und an diesem Abend erstmals erleuchtet. Damit war sichergestellt, dass zur früheren Nikolausfeier (und heutigen Adventsfeier) des Volkstrachtenvereins Riadastoana sowie zur Weihnachtsfeier der Feldmochinger Edelweißler, die in der Regel bereits am 1. oder spätestens am 2. Adventssonntag beim Kaiser stattfindet, auf dem „Marienplatz“ der Christbaum erstrahlt und die Menschen erfreut.
So war es – so ist es – und so soll es bleiben! Reinhard Krohn
Gerhard Bletschacher meint
Viele Grüße an Herrn Krohn und an Feldmoching..Unvergessen!