Diesen Terminpunkt hätte man sich schenken können. Am Donnerstag, den 21. November, Tag 4 der Ideenwerkstatt-Woche, fuhr man interessierte Bürger durch das SEM-Gebiet, um ihnen die sechs im Vorfeld identifizierten möglichen Bauareale zu zeigen. Zumindest so ein bisserl.
Denn wer Ende November ab 16 Uhr jemandem die Gegend zeigen will, der hätte sich denken können, dass es immer dusterer wird. Und wenn dann auch noch die Scheiben des Busses dunkel getönt sind … Geschenkt. Es wurden also interessierte Münchner wie chinesische Touristen auf zweiwöchiger Europatour per Bus kurz durch die Gegend gefahren, wobei sich viele verzweifelt am zuvor ausgehändigten Stadtplan mit der lila (=im Dunkel des Busses kaum mehr sichtbaren) Busroute, den gelben Ellipsen für die sechs auserkorenen Teilbereiche und mit dem in Rot eingezeichneten SEM-Umgriff festhielten, um nur irgendwie die Orientierung zu behalten. Nachdem sich immer mehr Dunkelheit über den Bus senkte (Licht ließ sich erst am Schluss wieder einschalten), ein aussichtsloses Unterfangen … Geschenkt.
Immerhin verschwiegen die Stadtvertreter bei den unterschiedlichen Teilräumen nicht auch die Schattenseiten. Wobei der Teilbereich „Feldmoching Nord“, den man offensichtlich für den aussichtsreichsten Bebauungskandidaten hält, gar nicht angefahren wurde, sondern einfach nur an der Herbergstr. verwiesen wurde, dass das Gebiet hinter dem Hochmuttinger Quartier liege. Leider konnten sich die Reisenden so keinen eigenen Eindruck verschaffen vom Lärm der nahen Bahnstrecke München-Prag, von der Dauerbeschallung seitens der viel befahrenen A99 und der Feldmochinger Str., ach ja, die Stromtrasse nicht zu vergessen, die durch das „Hoffnungsgebiet“ verläuft. Aber man hätte mit dem Bus natürlich auch schwerlich die schmale Raheinstr. gen Norden fahren können, um sich selbst einen Eindruck von der Lage und der Abgeschnittenheit des Teilbereichs zu verschaffen.
Nach nicht einmal einer Stunde hielt man den Bus in der Georg-Zech-Allee für ein paar Fragen seitens der Bürgerschaft. Eine Frau wollte wissen, ob man denn nicht womöglich schneller handeln und zügiger bauen müsse, weil die Wohnungsnot so groß sei. Der von Michael Bacherl, Leiter der Hauptabteilung II (Stadtplanung), skizzierte Zeithorizont hatte der älteren Dame nicht behagt. Bacherl erläuterte, dass die Stadt ja durchaus an anderer Stelle in der Stadt baue und nachverdichte und weitere Bauvorhaben in der Pipeline seien, während es sich bei der SEM Nord um ein Projekt eher für die Enkelkinder handle. Erst Ende der 2030er-Jahre werde man den Prozess der Baurechtsschaffung abgeschlossen haben, Wohnungen würden dann perspektivisch in den 2040er-Jahren gebaut.
Danach ging’s zurück zum Walter-Sedlmayr-Platz, wo ein Gutteil lieber den Bus verließ, während der Rest sich zur Nelson-Mandela-Berufsoberschule an der Schleißheimer Str. fahren ließ, wo sich ein „Dialog“ mit Bürgerinitiativen anschließen sollte. Der Bund Naturschutz (Christian Hirneis), Heimatboden (Florian Obersojer & Tobias Angermeier, die ein Statement abgaben, dass sie sich nur an einen Verhandlungstisch setzen, wenn die SEM und damit die Androhung von Enteignung vom Tisch ist) und das Bündnis München Nord (Stefan Uhl) bekamen jeweils 5 (!) min., um ihre andere Sicht auf die angepeilte Bebauung im Münchner Norden darzustellen. Vertreten war auf der anderen Seite des Meinungsspektrums auch das Bündnis „Pro SEM“ mit Stephan Reiß-Schmidt als Sprecher, der selbst früher über 20 Jahre im Münchner Planungsreferat gearbeitet hat. Wir werden über diese Abendveranstaltung in einem separaten Beitrag berichten.
P.S. I: Schade, dass für die deutlich zu früh gelandeten Busfahrer, die knapp eine Stunde auf die Anschlussveranstaltung in der Schulaula der Nelson-Mandela-Berufsoberschule warten mussten, bei 2 Mio Euro Steuergeldern für die Ideenwerkstatt nicht einmal eine halbe Butterbreze drinnen war.
P.S. II: Michael Bacherl begrüßte die „interessierte Öffentlichkeit“, die sich, wenn man die Vertreter vom Planungsreferat, die Planungsteams und etliche Politiker abzog, doch sehr bescheiden ausnahm, zum Stadtteildialog übrigens dann sehr herzlich „in Feldmoching“. Es ist irgendwie schon bezeichnend, dass sich der Leiter der Hauptabteilung II (Stadtplanung) offensichtlich im Münchner Norden nicht so besonders auskennt. Das Schulzentrum liegt nicht mehr im 24. Stadtbezirk, sondern im Nachbarbezirk Milbertshofen – Am Hart. Der 24. Stadtbezirk, der flächenmäßig zweitgrößte Münchner Stadtbezirk, hat leider keine so große Aula …
Bernd meint
Reine Zeit und Geldverschwendung. Was denken sich die Orginisatoren dabei? Wenn das Planungsreferat bzw. die hochbezahlte Kommunikationsagentur schon nicht in der Lage sind, das vernünftig zu machen….