
Die Fasanerie ist vergleichsweise jung. Erst seit etwa 1897 wurden hier an der vorbeiführenden Eisenbahnstrecke Gärtnereien und Wohnhäuser errichtet.
1912 umfasste die Feldmochinger Kolonie laut Volker Laturells Buch „Feldmoching-Hasenbergl“ immerhin 43 Häuser mit rund 300 Einwohnern (S. 73).
An der Borsigstr. 215, in der Nähe des Bahnübergangs, steht das älteste noch ursprünglich erhaltene Gärtnerhaus der Fasanerie. Es gehörte früher samt der großen Wiese links neben dem Haus der Gärtnerfamilie Mühlbauer. Diese baute auf dem Land jahrzehntelang zur Versorgung der Münchner Bevölkerung heimisches Gemüse an. Wie das Anwesen in den Besitz der Stadt München gelangte, ist nicht mehr nachvollziehbar. Es heißt, die Stadt habe ihr Vorverkaufsrecht wahrgenommen. Jedenfalls steht das Haus seit rund 20 Jahren leer und soll nun abgerissen werden, wie der Verein Fasanerie aktiv erfahren hat. Und der findet es „jammerschade, wenn dieses historische, mit den Anfängen der Fasanerie als Gärtnersiedlung eng verbundene Haus beseitigt werden würde“. Die Interessengemeinschaft möchte es vielmehr erhalten, um es als „Bürger-/Mehrgenerationenhaus“ zu nutzen. Ein entsprechender Antrag ist bereits an das Kommunalreferat gerichtet worden und ein Nutzungskonzept haben die aktiven Fasanerier gleich beigefügt (siehe Kasten unten).
„Wir sind ganz scharf darauf, das Haus zu erhalten“, erklärt Georg Aschauer vom Verein Fasanerie aktiv. „In der Fasanerie gibt es viele junge Frauen, die immer wieder sagen, dass es hier keine Möglichkeit gibt, sich zu treffen. Und auch die fünf verschiedenen Aktionskreise unseres Vereins können eigentlich nirgendwo zusammenkommen, außer in kirchlichen Räumen. Aber die sind oft anderweitig belegt. Das Haus wäre daher ideal für einen Nachbarschaftstreff“, ist sich Aschauer sicher.
Der 2009 gegründete Verein hat das etwa 100 Jahre alte Gebäude – laut Johann Sammer war anno dazumal sein Großvater am Hausbau beteiligt – schon genauer unter die Lupe genommen und die Bausubstanz für gut befunden. Die Außenmauern sind 40 cm dick, der Keller geht relativ weit aus dem Boden heraus, so dass das Mauerwerk kein Problem mit der Nässe hat. Daher hofft der Verein, mit 50.000 bis 60.000 Euro das Häusl mit einer Heizung und neuen Elektroinstallationen auf Vordermann zu bringen.
Kindergarten, Parkplatz, Straßentrasse – was wird aus der Wiese?
Doch erst muss der Verein das Kommunal- und das Planungsreferat von seinen Plänen überzeugen. Viel hängt bei den Verhandlungen davon ab, was die Stadt mit der freien Fläche vorhat. Denn das Häusl schneidet davon ein kleines Stückchen heraus. Die Wiese, auf der zum einen im hinteren, südlichen Teil ein Kindergarten angedacht ist, wird derzeit frei gehalten für einen eventuellen Park&Ride-Parkplatz sowie für die Anbindung des Wohngebiets westlich der Bahntrasse über den verlängerten Moosglöckchenweg, wenn denn im Zuge des Baus einer Straßenunterführung die Feldmochinger Str. etwa 270 m weiter südlich der jetzigen Bahnschranke die Bahnstrecke unterqueren wird.
Der Bezirksausschuss 24 wird sich mit dem Haus bei seiner nächsten Sitzung am 31. Januar beschäftigen.
Es gibt Chancen!
In der Lerchenau ist 2007 die Idee, den alten Wasserturm an der Dahlienstr. als Bürgertreff zu erhalten, trotz des engagierten Einsatzes zahlreicher Bürger gescheitert. Die Stadt München verkaufte das Grundstück lieber gewinnbringend an einen Investor. Wie stehen die Chancen der Fasanerie, mit dem Gärtnerhaus ein „Bürgerzentrum“ zu bekommen? Wir fragten SPD-Stadträtin Heide Rieke nach ihrer Einschätzung.
„Nicht zuletzt der erste „Tag der Fasanerie“ im letzten Jahr mit rund 500 Besuchern bei 3.500 Einwohnern hat gezeigt, wie groß das Interesse der Bevölkerung an einer aktiven und kooperativen Nachbarschaft ist. Das Haus liegt perfekt für einen solchen Zweck in der Nähe einer Bushaltestelle und würde auch im Hinblick auf seine Randlage die Entwicklung der dort vorgesehenen Grünanlage nicht stören.
Aber wie immer sind bei einem solchen Projekt vielschichtige Hürden zu überwinden. Das beginnt bei der derzeitigen Ausweisung im Flächennutzungsplan als Grünfläche, setzt sich fort in der Berücksichtigung der laufenden Planungen für die Kindertagesstätte am Moosglöckchenweg, des P&R-Platzes sowie der Bahnquerung Fasanerie und reicht bis hin zur Finanzierung des Projekts. Mit öffentlichen Mitteln ist dabei meines Erachtens nicht zu rechnen, das ist nach meinen Gesprächen mit dem Verein aber auch kein Hindernis.
Ich sehe im Moment keine unüberwindbaren Hürden, es braucht nur Zeit, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Anders als seinerzeit beim Wasserturm gibt es keine Anzeichen dafür, dass das Objekt verwertet werden soll und insofern Zeitdruck entstehen könnte.“
Das Nutzungskonzept
Der Verein will das Gärtnerhaus nicht nur als Treffpunkt für eigene Mitglieder, sondern für alle Vereine, Gremien und Organisationen am Ort, für Eltern- und Selbsthilfegruppen, Schülerhilfe, Senioren… Auch das Archiv des Vereins soll hier untergebracht werden.
Erwerb des Gebäudes: a) Die Stadt übergibt Haus samt Teilgrundstück auf Basis eines Erbaurechtsvertrages b) Die Stadt verkauft das Haus samt Grundstücksumgriff zu einem symbolischen Preis c) Die Stadt übereignet das Haus an eine Bürgerstiftung Fasanerie.
Sanierung des Hauses: Bürger der Fasanerie könnten eine gemeinnützige Stiftung mit mindestens 50.000 Euro Kapital errichten. Ferner sind Sanierungsarbeiten in Eigenleistung zu erbringen, und die über 40 in der Fasanerie ansässigen Firmen dürften auch ihr Scherflein beitragen.
Betriebsträgerschaft: Sie könnte beim Verein und der Stiftung liegen. Unterhalt und Betriebskosten des Gebäudes können aus Mitgliedsbeiträgen des Vereins, Spenden und bei Zustiftungen auch aus den Erträgen der Stiftung aufgebracht werden.