Zu Ehren des 100. Geburtstags ihres Vaters Ludwig Braunrieder veranstaltet die Feldmochinger Künstlerin Anne Marie Schürenberg unter dem Motto „Himmlisch!“ eine Jahresausstellung mit Arbeiten, die während zweier Wiener Aufenthalte entstanden sind.
Ludwig Braunrieder kam der Liebe wegen nach Feldmoching. Der gebürtige Niederbayer aus der Nähe von Landshut heiratete vor dem 2. Weltkrieg Anna Schmid vom Untersollerhof (auch Untersollahof genannt) an der Herbergstr. 33 – der Hof, der im vergangenen Jahr abgerissen und durch zwei Doppelhaushälften ersetzt wurde. Als Ludwig 1948 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, baute die Familie ein Häusl an der Leuchsstr. Damals war es das erste in der Gegend, das ganz offiziell mit Baugenehmigung entstand. Braunrieder, zunächst Zugbegleiter, dann am Hauptbahnhof als Auskunftsbeamter bei der Bahn tätig, sorgte dafür, dass überhaupt erst Strom- und Wasseranschlüsse in den „Krautacker“ verlegt wurden.
In diesem Haus sind nun die Werke der Künstlerin zu besichtigen: „Himmelsleiter unsichtbar“, 10,4 m x 0,5 m, ein großer Zyklus auf 20 Tafeln in Aquarelltechnik auf Leinwand. Anne Marie Schürenberg, Dipl.-Sozialpädagogin mit Schwerpunkt therapeutisches Malen bei Erwachsenen und Behinderten, aber auch mit Studium unter anderem der Kunstgeschichte, Theologie und Philosophie an der LMU München, hat sich seit über 30 Jahren der Kunst verschrieben und in zahlreichen Malkursen, Sommerakademien und Workshops verschiedene Maltechniken gelernt. Für das große Werk mietete sie vor zwei Jahren extra ein Atelier in Wien. Inspiriert ist der Zyklus durch eine Stelle in der Genesis (28,12), wo Jakob im Traum die Himmelsleiter schaut: „Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder.“ Doch wie schon damals die Himmelsleiter realiter nicht zu sehen war, wird auch der Betrachter die Leiter in den abstrakten Bildern vergeblich suchen.
Gar nicht abstrakt, sondern ausgesprochen gegenständlich, ja fast zum Anbeißen sind die 40 „Törtchen“-Bilder, je 10 x 10 cm in Aquarelltechnik auf Leinwand, entstanden im vergangenen Jahr in der Tortenstadt Wien. Zu sehen sind darüber hinaus diverse „Träume“ in Mischtechniken auf Leinwand und Papier. Die Vernissage findet an diesem Donnerstag statt (erreichbar etwa per Bus 172, Halt Schwarzhölzlstr.). Sie haben an diesem Tag keine Zeit? Macht nichts, an jedem 14. eines Monats findet jeweils ab 12 Uhr ein „Offenes Atelier“ statt, bei dem die Bilder zu besichtigen sind, allerdings nur bis zur Finissage am 14. August 2015, natürlich auch um 12 Uhr.