Die Babyboomer kommen in die Jahre – eine Erkenntnis, die nicht neu ist, sondern sich seit 60 Jahren anbahnt. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) weist in einer Pressemitteilung nun auf die Folgen dieser seit langen bekannten Tatsache hin: Immer mehr Senioren – aber auch genug altersgerechter Wohnraum?
Die Zahl der Münchner, die älter als 65 sind, könnte bis zum 2035 auf 329.000 anwachsen – das sind 27 % mehr als noch 2017. Ihr Anteil an der Bevölkerung läge dann bei 20 %. Die Gewerkschaft IG Bau beruft sich hierbei auf eine Demografie-Prognose des CIMA Instituts für Regionalwirtschaft – und fordert mehr Anstrengungen bei der Schaffung seniorengerechter Wohnungen: „Lift statt Treppe, breitere Türen für Rollator und Rollstuhl, barrierefreie Duschen – nur ein kleiner Teil der Wohnungen in der Stadt ist für die rasant wachsende Generation Ü65 geeignet. Das muss sich ändern“, sagt Michael Müller.
Der Bezirksvorsitzende der IG Bau Oberbayern spricht von einer „demografischen Notwendigkeit“. Es müssten nicht nur zusätzliche Seniorenwohnungen neu gebaut werden. Auch bei der altersgerechten Sanierung bestehender Wohnungen sei der Nachholbedarf groß. „Wenn die Rentner-Generation nicht stärker berücksichtigt wird, droht vielerorts schon in einigen Jahren eine graue Wohnungsnot“, betont Müller. Dieses Problem werde bereits jetzt durch die Corona-Pandemie verschärft, weil gerade ältere Menschen einen Großteil des Tages zuhause verbringen müssten.
Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) biete mit ihrem Programm „Altersgerecht Umbauen“ zwar Zuschüsse und Kredite. Das Fördervolumen von
150 Millionen Euro in diesem Jahr reiche aber nicht aus, kritisiert die IG BAU. Der Bund müsse die Förderung mindestens verdoppeln, um das Senioren-Wohnen voranzubringen. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus: Laut Haushaltsplan stehen für die altersgerechten Sanierung im nächsten Jahr nur noch 130 Millionen Euro zur Verfügung. Am Ende stehe die Lebensqualität Tausender Menschen in München auf dem Spiel. „Es kann nicht sein, dass ein Rentner nur deshalb ins teure Pflegeheim muss, weil eine ambulante Betreuung an der seniorengerechten Ausstattung der eigenen Wohnung scheitert“, macht Müller deutlich.
Jungspund meint
Ich finde es immer toll, wenn jetzt die „Alten“ auch mal merken. dass das, was von ihnen die letzten 40 Jahre so gebaut wurde, doch nicht ganz so toll ist. Dass man vielleicht auch mal zu Fuß anstatt mit dem Auto wo hinkommen können muss oder es ganz praktisch ist, wenn man nicht ständig Treppen steigen muss oder dämliche Hindernisse im Weg hat. Hätte man hier auf Menschen mit Mobilitätseinschränkung oder Eltern mit Kinderwagen oder auch einfach nur auf den gesunden Menschenverstand gehört, müsste dieses Klientel jetzt nicht meckern. Ich würde mal sagen, dass jeder, der sich jetzt beschwert, dass er keinen Aufzug in die Wohnung hat, entweder zu wenig Sport in seinem Leben oder einfach nur Fehler bei der Auswahl seiner Immobilie gemacht hat.
Aber zumindest ist es ja positiv, dass jetzt unter dem Deckmantel der armen alten Menschen, die ne Treppe steigen müssen, auch mal was für all die anderen Menschen in unserer Gesellschaft gemacht wird, die sonst immer vergessen werden.