Am Mittwoch, den 16. Februar wurde den Fraktionen des Münchner Stadtrats sowie der Gemeinde Unterföhring in einer Infoveranstaltung die Machbarkeitsstudie zum geplanten Seilbahnprojekt vorgestellt.
Die Machbarkeitsstudie zur Seilbahn am Frankfurter Ring hat ergeben, dass sie technisch grundsätzlich realisierbar und auch städtebaulich und naturräumlich integrierbar wäre. Aber: Sie bringt kaum neue Fahrgäste im Vergleich zu den untersuchten Alternativen Tram und Expressbus. Dafür sind die Kosten mit geschätzt 433 Millionen Euro ausgesprochen hoch.
Hohe Kosten und ein vergleichsweise geringer Nutzen werden zwar auch für eine Realisierung über die Isar nach Unterföhring prognostiziert. Dennoch spielt eine Seilbahn bei der Querung eines Hindernisses ihre Stärken aus. Daher empfiehlt das Gutachterteam, eine Verbindung zwischen Studentenstadt und Unterföhring vertieft zu untersuchen.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Schade, dass die gewählte Streckenführung offenbar – entgegen der ursprünglichen Einschätzung der Verwaltung – keinen nennenswerten verkehrlichen Nutzen, aber vergleichsweise hohe Kosten bedeuten würde. Deshalb werde ich die Verwaltung bitten, darüber nachzudenken, ob es im Stadtgebiet, beziehungsweise in Verbindung mit der Region, Strecken gibt, die einen verkehrlichen Nutzen zu vertretbaren Kosten bringen. Auch über das Teilstück nach Unterföhring wird der Stadtrat in diesem Zusammenhang entscheiden.“
Georg Dunkel, Mobilitätsreferent der Landeshauptstadt München: „Wir sind als Mobilitätsreferat immer auf der Suche nach effizienten Lösungen. Die Machbarkeitsstudie hat ein klares Ergebnis: Die Seilbahn wäre zwar realisierbar, aber sie brächte keine spürbare Verbesserung für die Verkehrssituation am Frankfurter Ring, und das bei relativ hohen Kosten. Für die Lösung der Verkehrsprobleme im Münchner Norden werden wir insbesondere für den Öffentlichen Verkehr alternative Lösungen entwickeln.“
Ob und wie es weitergeht, darüber beraten nun die zuständigen Gremien auf der Grundlage der Empfehlungen der Gutachter und der Verwaltung. Für den Münchner Stadtrat ist noch in der ersten Jahreshälfte eine Beschlussvorlage geplant.
Die Machbarkeitsstudie wurde vom Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München in Auftrag gegeben, um neue Möglichkeiten auszuloten, wie die Verkehrssituation am Frankfurter Ring verbessert werden könnte. Verglichen wurden dabei eine Seilbahn, eine Straßenbahn und eine Expressbuslinie als alternative ÖPNV-Systeme hinsichtlich des Fahrgastpotenzials und der Kosten. Außerdem wurden die technische Machbarkeit sowie städtebauliche und naturräumliche Aspekte untersucht.
Für die Studie wurden neun Streckenvarianten begutachtet. Die knapp 11 km lange Strecke entlang des Frankfurter Rings zwischen den S-Bahnhöfen Fasanerie und Unterföhring weist dabei für die Seilbahn mit 23.000 Fahrgästen/Tag das größte Fahrgastpotenzial auf. Daher wurde sie als Vorzugsvariante vertieft untersucht. Es wurden u.a. Straßenquerschnitte und die Situierung von Umlenkbauwerken geprüft, außerdem z. B. mögliche Abschattungen durch Stationsbauten oder Kabinen sowie eventuelle Sicht- und Geräuschbelastungen der Anwohner.
Eine Seilbahn könnte demnach als Dreiseil-Umlaufbahn betrieben werden: In jeder der 84 Kabinen, die für den urbanen Betrieb eher schmal sein müssten, fänden zirka 20 Personen Platz. Die Kabinen würden im Abstand von 45 sek. (260 m) in die mittig gelegenen Haltestationen einfahren und dort ca. 33 sek. bleiben. Die Fahrzeit einer Kabine für die Strecke mit neun Haltestellen läge bei 29,9 min.
Der verkehrliche Nutzen der Seilbahn ist beispielsweise gegenüber einem alternativen Expressbus allerdings gering. Das Fahrgastpotenzial liegt nur 3.000 Beförderungsfälle pro Tag höher. Dem stehen jedoch Investitionskosten in Höhe von 433 Mio. für die Seilbahn und 19,02 Mio Euro für den Expressbus gegenüber. Außerdem würden für eine Seilbahn abschnittsweise an den Stationen Fahrspuren auf dem Frankfurter Ring entfallen. In Abwägung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses wird seitens der Gutachterbüros deshalb empfohlen, eine Seilbahn auf dem Abschnitt Frankfurter Ring nicht weiter zu verfolgen.
Grundsätzlich spielen Seilbahnsysteme ihre Vorteile eher bei der Überwindung von Barrieren aus, beispielsweise über Gleistrassen oder die Isar. Das Gutachterteam empfiehlt daher, das Teilstück vom U-Bahnhof Studentenstadt zur S-Bahn-Haltestelle Unterföhring vertieft zu untersuchen (zirka 3,7 km, drei Stationen, zirka 10 min. Fahrzeit), da hier auch mit einem touristisch bedingten Fahrgastaufkommen zu rechnen wäre (Englischer Garten). Allerdings werden auch hier Kosten in Höhe von rund 160 Mio. Euro geschätzt, bei einem Beförderungspotenzial von 2.900 Fahrgästen/Tag.
Als Nächstes wird das Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie bewerten und dem Stadtrat im Rahmen einer Beschlussvorlage eine Empfehlung vorlegen. Dabei werden im Vorfeld weitere Gespräche mit der Gemeinde Unterföhring, dem Freistaat Bayern und möglichen Betreibern zu Fragen der politischen Bewertung der Gutachterempfehlung, der Finanzierung und des Betriebs im Falle einer möglichen Umsetzung geführt. Im Rahmen der Fortschreibung des Themenfeldes Infrastruktur des Münchner Nahverkehrsplans wird das Mobilitätsreferat weitergehende Untersuchungen zur Entwicklung eines attraktiven und leistungsfähigen innerstädtischen Nordrings anstellen. Eine neue ÖV-Achse entlang des Frankfurter Ringes kann sich dabei neben Expressbussystemen sowohl aus einem Trambahnnetz Richtung Amalienburgstraße oder der Tram Westtangente im Westen oder nach Unterföhring bzw. Johanneskirchen im Osten entwickeln als auch als U-Bahnachse mit einem weiteren Einzugsradius bis Pasing bzw. Arabellapark, Messestadt oder in das östliche Münchner Umland.
ReinerF meint
Wetten, dass dieses Thema „Stadt-Seilbahnen“ in München garantiert in absehbarer Zeit wieder beim Münchner Stadtrat auf der Tagesordnung stehen wird ? Man sollt doch meinen, dass gerade im Freistaat Bayern genügend Erfahrungsgut mit dem Betrieb von Seilbahnen im Allgemeinen vorhanden ist. Warum also beispielsweise ein teures Gutachten u.a. zu der Leistungsfähi9keit einer Seilbahnstrecke von A nach B ? In der Zeit der ersten Begeisterung für eine Versuchsstecke wurde ja gerade die günstige Relation der zu erwartenden Investition zu der hohen Transportleistung hervorgehoben. Hatten sich damals die erklärten Experten verrechnet ?
MiRi meint
Es ist zu lesen, dass diese Machbarkeitsstudie eine halbe Million Euro dem Steuerzahler gekostet hat.
Wenn der Stadtrat ein bischen nachgedacht hätte, dann bräuchte es dazu keine teure Studie.
Da reicht der gesunde Menschenverstand.
Aber was will man erwarten bei einem grünen Mobilitätsreferat?