Eigentlich sollte am kommenden Sonntag in der alten Kirche St. Christoph ein meditativer Abend stattfinden, an dem man nicht nur den Raum, sondern auch die Geschichte des Hl. Christopherus in einem anderen Licht sehen und erfahren hätte können. Ein Erlebnis aus Lichteffekten, Texten, Stille und Musik. Eigentlich. Da der Beleuchter kurzfristig erkrankt ist, muss jedoch die Veranstaltung abgesagt werden. Sie findet nun am 5. Februar 2017 statt!
Schittgablerstr.: „Wohnen für alle“ rechtswidrig genehmigt
An der Schittgablerstr., will die städtische Wohnbaugesellschaft Gewofag auf der großen unbebauten Wiese, die sich in städtischem Eigentum befindet, in einem ersten Schritt bekanntlich im Rahmen des Programms „Wohnen für alle“ Häuser mit insgesamt 46 kleinen Appartements errichten. Nicht dass die Nachbarn gegen eine Bebauung wären, aber deren Massivität hat doch viele erschreckt und sei in der Lerchenau bislang einzigartig, so der Einwand.
Der Bürgerverein Lerchenau hat sich deshalb mit einem Schreiben an die Regierung von Oberbayern gewandt, die nicht nur die Akten geprüft hat, sondern auch eine Ortsbegehung vorgenommen hat. Ergebnis: „Die von der Landeshauptstadt München erteilte Baugenehmigung begegnet rechtlichen Bedenken. Aufgrund der Dimension des Vorhabens im Hinblick auf seinen Umfang, seine Bedeutung, Größe, Dichte und Höhenentwicklung und der von ihm ausgehenden erheblichen städtebaulichen Auswirkungen sowie weiterer vergleichbarer Außenbereichsflächen wäre das Vorhaben nach Ansicht der Regierung von Oberbayern planungsbedürftig und beeinträchtigt daher einen unbenannten öffentlichen Belang.“ Weiter heißt es in dem Schreiben an den Bürgerverein, das auch der Landeshauptstadt München und der Gewofag zugegangen ist: „Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass das Vorhaben darüber hinaus gegen Vorschriften des Abstandsflächenrechts verstößt, da zwischen den dreigeschossigen und zweigeschossigen Gebäuden die Abstandsflächen nicht eingehalten sind. Zweifel bestehen auch, ob die Voraussetzungen für die Erteilung einer Abweichung vorliegen.“ Es liegt nun allein an der Stadt München, die Baugenehmigung nochmals zu prüfen und gegebenenfalls zurückzunehmen.
Der Bürgerverein schreibt dazu in einer Presseerklärung: „Der Eindruck liegt nahe, dass hier ganz bewusst eine städtische Gesellschaft begünstigt wurde. Nachdem die Erteilung der Baugenehmigung bereits erfolgt ist, kann niemand mehr die Einhaltung geltenden Rechts einfordern. Eine unbefriedigende Situation und eine beunruhigende Vorstellung, denn gerade von der Landeshauptstadt und ihren Gesellschaften erwartet man Integrität und vorbildliches Handeln. Wieviele weitere baurechtliche Fälle rechtswidrigen Verwaltungshandelns mag es in München wohl noch geben?
Auch wenn der Druck sicher sehr hoch ist, mehr Wohnraum zu ermöglichen, muss der ordnungsgemäße Vollzug der baurechtlichen Bestimmungen doch für alle Bürger gleichermaßen gewährleistet sein.“
Plakat am Bahnhof Feldmoching
Wer schon vor der Infoveranstaltung am Dienstag, den 22. November im Kulturzentrum 2411 (Blodigstr. 4, EG) einen Eindruck von der geplanten Bebauung entlang der Ratold-/Raheinstr. bekommen mag, der sollte einmal am Feldmochinger Bahnhof auf Gleis 1 gehen, denn dort hat die CA Immo ein großes Plakat aufhängen lassen, das den Siegerentwurf für das neue „Quartier“ zeigt und mit dem der Immobilienbesitzer um gute Nachbarschaft wirbt. Ob der Größe des Plakats sind hier selbst Details wie die Höhenentwicklung der neuen Gebäude gut zu erkennen.
Morgendliches Chaos bei der S1
Dieser Dienstag begann ja schon wieder wunderbar. Der Streckenagent, ein Stück Software der DB, das einen über Störungen beispielsweise bei der S1 in Echtzeit auf dem Laufenden hält, meldete schon frühmorgens Probleme zwischen Oberschleißheim und Feldmoching, auf dass der S-Bahn-Verkehr ab Oberschleißheim eingestellt wurde und Hunderte von gestrandeten Pendlern sich um die wenigen Taxis fast prügelten. Und in Feldmoching, wo am Bahnhof Taxis, Baustellenfahrzeuge und Privatautos ein herrliches Chaos anrichteten, staunte der ein oder andere nicht schlecht, wie viele Personen eigentlich aus einem kleinen Taxi-Transporter aussteigen.
Um 7.50 Uhr wurde dann zwar die Sperrung zwischen Feldmoching und Oberschleißheim aufgehoben und der Zugverkehr wieder aufgenommen. Dennoch kam es weiter zu Verzögerungen, zumal es dann zu einer technischen Störung an einem Güterzug im Bereich Feldmoching kam. Die nächste Störmeldung setzte der Streckenagent um 9.40 Uhr ab: Aufgrund eines Polizeieinsatzes auf der Stammstrecke beginnt/endet die Linie S1 in München Hbf Gleis 27-36 und verkehrt ohne Halt von/nach Moosach.
Erst um 10.50 Uhr kam die Entwarnung, dass die Beeinträchtigungen auf der Stammstrecke beendet sind und die Linie S1 wieder regulär durch die Stammstrecke von/nach München Ost verkehrt. Allerdings immer noch mit Verspätung. Mal schaun, ob sich die bis nachmittags gibt, bis womöglich die nächste Katastrophe über diese Verdrusslinie hereinbricht.
Erörterungsveranstaltung zur FIZ-Erweiterung Nord
Arg viele Anwohner waren zur Erörterungsveranstaltung am 7. November zum sogenannten FIZ Nord Nord nicht gekommen – die meisten Stühle blieben leer. Erwarteten sie sich keine neuen Infos mehr oder haben sie frustiert aufgegeben, weil ihre Einwände und Bedenken eh kein Gehör finden? Die anwesenden Bürger jedenfalls brachten wieder einmal ihre Kritik an der ihrer Meinung nach unzureichenden verkehrlichen Anbindung der zukünftigen BMW-FIZ-Erweiterung zum Ausdruck und „bedankten“ sich für den geplanten Nachbarschaftsgarten unter der Hochspannungsleitung, der bis 2035 fertig sein soll. Der Bau an sich interessierte niemanden.
Aus dem 24. Stadtbezirk hatte nicht einmal eine Handvoll Interessierter den Weg in den Pfarrsaal der Kirche der 14 Nothelfer gefunden, wiewohl die verkehrlichen Auswirkungen vornehmlich dieser Stadtbezirk wird tragen müssen, da das FIZ Nord Nord ausschließlich über die Schleißheimer Str. angebunden wird und sich dort die Parkhäuser befinden. Es brauche zusätzliche Kapazitäten beim ÖPNV (S-Bahnanschluss beim DB Nordring, Tram 23/24) wie beim Individualverkehr (Autobahnanschluss an die A99), um den zunehmenden Verkehrsfluss zu bewältigen, auch unabhängig von BMW in Richtung Flughafen, so die Einschätzung von Markus Baumgartner, zuständiger Projektleiter für die FIZ-Erweiterung.
Wie den Verkehr in den nächsten Jahrzehnten bewältigen?
Seitens der Stadtplaner war zu erfahren, dass die Nutzung des DB Nordrings für den Personenverkehr zwar in die Zuständigkeit des Freistaates fällt, der die Planung zu übernehmen hat, aber der Stadtrat sich doch im Frühjahr 2017 in einem gesonderten Stadtratsbeschluss mit der Thematik befassen wird.
In Sachen Verlängerung der Schleißheimer Str. an die A99 war lediglich zu vernehmen, dass die verkehrlichen Untersuchungen abgeschlossen seien, die Schleißheimer Str. im langen Tunnel kurz vor dem A99-Halbanschluss gen Westen wieder an die Oberfläche kommen werde und nun das Baureferat in die konkreten Planungen eingestiegen sei. Ob allerdings die Schleißheimer Str. im Tunnel zweispurig je Richtung geführt wird oder nur einspurig, ist immer noch nicht geklärt: Bei ersterem müsste der Tunnel unterhalb des U-Bahnsperrengeschosses Dülferstr. gebohrt werden, bei der zweiten Variante würde sich Platz im Sperrengeschoss finden und es könnten auch die Dülfer- oder die Neuherbergstr. angebunden werden. Bürger zweifelten jedenfalls den Sinn einer einspurigen Lösung ebenso an wie den Halbanschluss. Insbesondere aber ärgerten sie sich über die „Zukunftslösung“ Tram, die bis 2026 in Betrieb gehen soll. Die Anwohner fürchten deren Lärm, vor allem in der Wendeschleife, und sehen die enge Knorrstr. heute schon im Chaos versinken. „Damit ruiniert man die umgebende Wohnbebauung“, so ihr Argument, und: „BMW trägt 20 % des städtischen Gewerbesteueraufkommens und uns speist man mit so etwas wie eine Wendeschleife ab.“
Wenig ergiebig war auch die Nachfrage in Sachen geplanter neuer Rad/Fußgängerbrücke neben der heutigen Panzerbrücke. Wo die denn im Westen weiterführe, wollte jemand wissen. Schweigen auf städtischer Seite.
Auskünfte zum Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 1939d erhalten Sie im Planungsreferat; die Unterlagen zum Bauleitverfahren sind unter anderem in der Stadtbibliothek an der Blodigstr. 4 sowie im Internet unter www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Auslegungstermine.html einsehbar. Einwendungen sind bis zum 22. November möglich. Im Herbst 2018 soll der fertige Bebauungsplan zum FIZ Nord Nord dann ausgelegt werden und 2019 in Kraft treten.
Wunderbares klassisches Konzert in St. Agnes
Am Samstag, den 5. November gab das Junge Orchester München, ein Laien-Projektorchester, sein Herbstkonzert in der Kirche von St. Agnes. Leider war die Kirche schlecht geheizt und draußen herrschte zudem ein unangenehm nasskaltes Wetter, so dass die jungen Musiker nur eine kleine Pause machten, um ansonsten zügig durchzuspielen. Und war es nun dem unfreundlichen Wetter oder der zu geringen Werbung fürs Konzert geschuldet – es fanden an diesem Abend leider nur an die 70 bis 80 Musikinteressierte den Weg in die Kirche.
Schade, sie verpassten ein wunderbares Konzert. Dirigent Andreas Pascal Heinzmann hatte das diesjährige Konzertprogramm mit den jungen Musikern, denen die Begeisterung und die Leidenschaft am gemeinsamen Musikzieren anzumerken war, wieder hervorragend einstudiert. Schließlich ist jeder dankbar für die Möglichkeit, mit anderen Jugendlichen unter Anleitung eines professionellen Dirigenten in einem Orchester spielen und nach mehrtägigen Proben auftreten zu dürfen.
Auf dem Programm standen drei musikalische Schmankerl: Ludwig van Beethovens Ouvertüre zu „Coriolan“; Richard Wagners Ouvertüre zu „Die Meistersinger von Nürnberg“ und Antonín Dvořáks Sinfonie Nr. 7 d-moll.
Dabei kamen alle Konzertbesucher auf ihre Kosten: es gab liebliche Melodien, die in ihrer Klarheit und Helligkeit betörend einfach klangen, aber auch feierliche und bei Richard Wagner natürlich auch gewaltige Passagen mit getragenem Pathos. Dirigent Heinzmann hatte „seine“ Musiker dabei stets phantastisch gut im Griff, auf dass sämtliche Einsätze perfekt kamen und ein homogener „Streicherteppich“ erklang. Es gab viel Applaus, aber leider keine Zugabe.
Ehemaliges KZ-Außenlager Allach: Bisher keine Gräber gefunden
Die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege kontinuierlich begleitete archäologische Untersuchung des südlichen Teils des ehemaligen KZ-Außenlagers Dachau-Allach ist abgeschlossen: Sie hat keinen Hinweis auf menschliche Überreste ergeben. Die Vermutung, auf dem Gelände könnten Massengräber ehemaliger KZ-Häftlinge verborgen sein, hat sich demnach bisher nicht bestätigt. Vier von sieben vermuteten Grabstellen sind damit untersucht.
Auf dem Grundstück an der heutigen Granatstraße 12, östlich der Siedlung Ludwigsfeld, war während des NS-Regimes ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau. Dort waren Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene untergebracht, die für die Firma BMW und die nationalsozialistische „Organisation Todt“ arbeiten mussten. Bei der Grabung wurden Reste von Alltagsgegenständen wie Geschirr und Kleidung geborgen. Die Funde werden dokumentiert und konservatorisch gesichert. Sie sollen der öffentlichen Hand übergeben werden. Das weitere Vorgehen auf dem südlichen Teil des Geländes liegt nun bei der Landeshauptstadt München.
Der nördliche Teil des Geländes soll bis zum Frühsommer 2017 ebenfalls vollflächig archäologisch untersucht werden. Die Untersuchungen begleitet weiterhin ein Runder Tisch unter der Leitung von Winfried Nerdinger, Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München. In dem Gremium sind außerdem das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, die Stiftung Bayerische Gedenkstätten, die KZ-Gedenkstätte Dachau, die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern, die Abteilung 1/Stadtgeschichte des Kulturreferats, eine Reihe von Fachleuten sowie die Projektgesellschaft „PG Granatstraße 12“ vertreten.
Miteinander von Politik und Kirchen stärkt Gesellschaft
Landtagsabgeordneter Joachim Unterländer, der unter anderem auch Beauftragter für Fragen der katholischen Kirche in der CSU-Landtagsfraktion ist, stellt anlässlich seiner Wahl bzw. Wiederernennung in kirchlichen Gremien fest: „Auch wenn es in der Tagespolitik immer wieder einmal zu Meinungsverschiedenheiten kommt, so ist das Miteinander von dem Glauben verbundenen Politikern und Strukturen in den Kirchen dringend notwendig. Ich sehe es als Voraussetzung für die Förderung des Miteinanders und des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft.“
Unterländer wurde mit großer Mehrheit wieder in die Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken in der Erzdiözese München und Freising gewählt. Ebenso hat ihn Erzbischof Reinhard Kardinal Marx wieder als Berater in die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz berufen. Das Gremium wird vom Essener Bischof Franz-Josef Overbeck geleitet.
Namenslesung am authentischen Tatort
Wegen des kalten und regnerischen Wetters am Sonntag, den 5. November wurde die diesjährige Namenslesung von KZ-Opfern des KZ-Außenlagers Dachau-Allach in Ludwigsfeld, an der etwa 50 Besucher, darunter Bundestagsvizepräsident Singhammer sowie Ernst Grube, Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau, teilnahmen, in die KZ-Baracke verlegt. Klaus Mai hatte wie jedes Jahr im hiesigen Bezirksausschuss diese Veranstaltung initiiert und die Organisation übernommen.
In seiner kurzen Rede sprach Mai vom „authentischen Tatort, in dem heute diese Lesung stattfindet“. Weiter wies er auf den von Allach in das KZ-Happurg ausgehenden Todestransport vom 26. August 1944 hin, von dem keiner der 1.000 Allacher Häftlinge das Kriegsende erlebte. Und: „Max Mannheimer hat ein halbes Jahr lang aus diesem KZ mit Alfred Kerner die Leichen nach Dachau transportieren müssen!“ Im Sinne seines Vermächtnisses wandte sich Mai gegen Rassismus und Menschenverachtung und forderte den aktiven Eintritt für die Toleranz und Freiheit im Sinne des Grundgesetzes.
Stellvertretend für alle Opfer wurden 100 Namen der im diesem Außenlager Ermordeten von Mitgliedern des BA 24 (Vorsitzender Markus Auerbach, Gabi Meissner, Klaus Mai, Manuela Massaqoi), der Lagergemeinschaft Dachau (Anna Andlauer, Gerlinde Dunzinger), Gegen Vergessen – für Demokratie (Ilse Macek, Adi Trumpf), der Firma BMW (Manfred Grunert) und von Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer verlesen. Im Anschluss daran legten die Teilnehmer gemeinsam ein Blumengesteck der Lagergemeinschaft Dachau an den Gedenktafeln der Baracke nieder. Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer dankte zum Abschluss der Veranstaltung im Namen des Deutschen Bundestages Klaus Mai für die Arbeit und das Engagement gegen das Vergessen sowie seine Erinnerungsarbeit.
Wenn die Sterne lügen
Am Samstag, den 5. November ist es wieder soweit: Dann scheppert die Kuhglocke, der Vorhang der Augustinums-Bühne öffnet sich und zu sehen sein wird eine gemütlich-urige bayerische Stubn: mit Kachelofen, Büffet, Sofa, Holztisch & -stühlen. Das Feldmochinger Volkstheater startet mit dem Lustspiel in drei Akten „Wenn die Sterne lügen“, verfasst von Kabarettist und Bühnenautor Toni Lauerer, in die Herbstsaison. So lustig-leicht die Aufführung wirkt, dahinter steckt anstrengende Arbeit.
Montag, 24. Oktober. Georg-Zech-Allee 17. In der Mehrzweckhalle herrscht rege Betriebsamkeit. Eltern holen ihre Kinder ab, braungebräunte, durchtrainierte Frauen, zusammengerollte Turnmatten unterm Arm geklemmt, kommen und gehen. In einem Hallensegment sind zig Tischtennisplatten aufgestellt. Es wird heftig „gefightet“. Abgeschieden von diesem schweißtreibenden Tun, versteckt hinter einem beigegrauen Vorhang proben auf der Bühne der Mehrzweckhalle die Mannen des Feldmochinger Volkstheaters ihr neues Stück.
Souffleuse Christa Holzer sitzt auf einem Stuhl vor den Schauspielern, das 45-seitige Textbuch gestreng vor Augen. Sie wacht darüber, dass kein Akteur einen Satz auslässt und hilft mit einem kleinen Gedächtnishinweis, wenn jemand stockt. Neben ihr Regisseur Georg Hölzl, der dieses Mal auch selbst mitspielt. Er mimt den naiven, aber auch wieder schlitzohrigen Hermann, den einzigen Fahrer und Monteur von Fuhrunternehmer August Winter (Reinhold Forster). Ist sein Auftritt zu Ende, macht er den Abgang nicht etwa über die Stubntür, sondern marschiert schnurstracks zu seinem Stuhl zurück, um den Mitschauspielern Hinweise in der Sprechweise, in der Mimik, der Körperhaltung oder Gestik zu geben. Es wird gefeilt an diesem Montag. Die Hauptarbeit haben die Schauspieler bereits erledigt: Sie beherrschen den Text.
Vor der ersten Probe steht das Auswendiglernen
Eine Rolle zu erlernen, heißt ja nicht nur, seine eigenen Textpassagen auswendig zu können. Man muss sich auch einprägen, welcher Mitspieler was in welcher Reihenfolge wann sagt, um dann richtig einzusetzen. Fuhrunternehmer August Winter alias Reinhold Forster etwa hat eine Menge Text zu bewältigen. Sätze, die inhaltlich sehr ähnlich sind, voller Wortwitz, aber kaskadenhaft vor sich hinströmend, oft schnell im Sprachduktus. Forster hat seine Rolle in den großen Ferien gelernt. Alleine. Andere lassen sich abfragen.
Schon vor den Ferien im August gab’s eine erste Sprechprobe, bei der jeder Akteur seine Passagen vorlas, wo bereits die Aussprache verbessert, am Ausdruck gearbeitet und die Intonation diskutiert wurde. Wo sind Wort- und Satzakzente zu setzen? Welcher Ton ist hier und dort der Stimme zu geben? Wo gilt es, beim Sprechen Tempo zu machen, um etwa die Wut rüberzubringen, wo sind kleine Pausen zu setzen, um Spannung und Wirkung zu erhöhen?
Nach den Ferien ging’s los mit zwei sogenannten Lesestellproben, denn, so berichtet Regisseur Georg Hölzl, der ein oder andere Kollege erlernt den Text nicht am Schreibtisch, sondern prägt ihn sich erst mit den damit verbundenen Bewegungen ein.
Mann mit den Traummaßen 2-4-7 gesucht
Inzwischen haben die Laienschauspieler ein gutes Dutzend Proben absolviert. Montag, Mittwoch, Freitag – und in der Woche vor der Premiere auch gleich noch am Sonntag. Die Liebe zur Schauspielerei und zum Feldmochinger Volkstheater muss wirklich groß sein, wenn man sich so oft abends, nach einem anstrengenden Arbeitstag, während die Kollegen ermattet in den Fernsehsessel sinken oder vor dem PC den Tag ausklingen lassen, noch aufs Rad schwingt oder wenn man, wie Paula Stratz, die die Nachbarin und Ladenbesitzerin Frieda mimt, die weite Anreise vom Süden durch die verstopfte Stadt auf sich nimmt, um zur Probe zu kommen. Die Frieda wartet übrigens schon seit 25 Jahren auf den einst von einer Wahrsagerin versprochenen Mann fürs Leben, bei dem es sie einfach umhaut, wenn er kommt. (Und der am besten die Traummaße „2-4-7“ haben sollte: 2 Häuser, 4.000 Euro netto, an 7er-BMW!)
Wenn die Sterne lügen oder: Der Inhalt des neuen Stücks
Fuhrunternehmer August Winter sieht für seinen Betrieb nur eine rosige Zukunft, wenn Tochter Steffi (Manuela Schuster) den Wolfgang (Maxi Zuleger), den Sohn des Kiesgrubenbesitzers Franz Wiesinger (Josef Haider) heiratet. Dass der Wolfgang kein Herzkönig ist, sondern gelinde gesagt, etwas ‚dappig‘ (eine Rolle, die Zuleger wie auf den Leib geschnitten ist!), stört den geschäftstüchtigen Winter nicht, denn „nur Geld macht erotisch“, und davon hat der Traum-Schwiegersohn genug, wie auch Frau Pfeifer, Prüferin vom Finanzamt (Lena Bründl), erfahren darf. Es gibt nur ein Problem: Sowohl Tochter Steffi als auch deren Mutter Anna Winter (Marina Kolmeder) glauben eisern an Wahrsagerei und Horoskope und diese versprechen Steffi das Lebensglück nur in Gestalt eines Wassermannes. Der Wiesinger-Erbe ist aber in jeder Beziehung Jungfrau und scheidet daher in den Augen der beiden Frauen als Heiratskandidat schon deshalb aus. Vielleicht gelingt es ja der extra von August engagierten Wahrsagerin und Sterndeuterin Frau Thusnelda (Michaela Knoblauch), die Steffi umzustimmen?
So kommen Sie an Eintrittskarten
Zur Aufführung gebracht wird das Stück am 5., 6., 11., 12., 19. und 20. November, wie immer im Theatersaal des Augustinums München Nord (Weitlstr. 66).
Telefonische Kartenvorbestellung unter der Nummer 3 14 71 74 montags bis freitags von 16 – 18 Uhr. Der Eintritt kostet 12 Euro für Erwachsene und für Jugendliche unter 16 Jahren 6 Euro.